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Beispiele für Ausarbeitungen.
hält eine lieblich knospende Rose, das zarte Sinnbild edler Zuneigung, zwischen
den Fingern bereit, um sie dem hoffnungsvollen Sänger als Zeichen ihres
Beifalls zuzuwerfen. Nur der König schaut mit bewölktem Auge und tief
gefalteter Stirne darein, als brüte er über schrecklichem Unheil.
o) Der Mord.
Ein Bild des Entsetzens gewahrt unser zweifelndes Auge! Jener hoff¬
nungsvolle Jüngling, die einzige Stütze und der süßeste Stolz seines greisen
Vaters und Lehrmeisters, jener jugendlich schöne, von Gott so reich begnadete
Sänger, der seiner Kehle eben noch so bezaubernde, so wunderherrliche Töne
entlockte, daß die Herzen aller Hörer sich aufs tiefste gerührt fühlten: er¬
lebt nicht mehr, er liegt gemordet vor den bebenden Füßen seines wie von
einem unerwarteten Blitzschläge niedergeschmetterten Vaters und Lehrers, ge¬
mordet von der schnöden Hand des entsetzlichen Tyrannen, dessen Herz der
ehrwürdige Sängergreis zu rühren gedacht hatte durch den melodischen Mund
seines Sohnes. Verschwunden ist der Schwarm der Hörer, vor der Wut
des Königs sich flüchtend; verschwunden ist mich die unglückliche Königin,
wahrscheinlich, weil sie selbst den Tod fürchtete.
(Haselinayer.)
B) Freie Schilderungen.
1. Sonnenaufgang im Frühling.
Die Morgendämmerung liegt schwer und dicht auf der Erde; mau
kann kaum den jungen Tag schimmern sehen; auf den Fluren ringsum
herrscht noch tiefe, trauliche Stille. Die Gegenstände sind meistens noch
dunkel und farblos; dichte Nebelstreifen hängen wie weiße Wölklein über dem
grasreichen Thale, und ein frischer, feuchter Duft füllt die Atmosphäre.
Doch bald wird es Heller und Heller; blitzende Lichtstrahlen spielen zuckend
am östlichen Himmel, und hier und dort beginnt schon ein munteres Vöglein
laut zu werden.
Nun ersteht der freundliche, junge Tag. Die Luft wird lichter und
durchsichtiger, die Flur klarer und die ganze Natur lebeudiger. Das helle,
heitere Morgenrot funkelt wie blitzende Rubinen; glühende Wolken in allerlei
Streifen und Gestalten steigen leuchtend daraus hervor, und goldene Strahlen-
garben zucken flammend dazwischen. Auf den fernen Bergspitzen liegt das
blendende Licht wie ausgegossen, und der ganze Osten zeigt eine solche Fülle
von Glanz und Farbe, daß das Auge sie kaum fassen kann. Ein Chor von '
Lerchen schwingt sich jubelnd empor; die Amseln und Nachtigallen singen ihr
Morgenlied, und ringsum in allen Thälern, Zweigen und Büschen herrscht
Leben und heitere Regsamkeit. Plötzlich erscheint die große, herrliche Sonne
selbst, erst wie ein hell aufloderndes Feuer, dann gleich einer prächtigen
goldenen Kuppel, bis allmählich ihre ganze, volle Gestalt sichtbar wird und
sich majestätisch emporhebt. Ihre milden Strahlen zittern nun bis zu uns
herüber, senken sich tiefer und tiefer, überall tausendfachen Schimmer und