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Wie König Ludwig sich mit Friedrich
versöhnte. (1325.)
Während Friedrich auf der Burg Trausnitz gefangen saß, schickte
Leopold Boten an den König Ludwig und bat ihn, seinen Bruder frei¬
zulassen. Aber Ludwig antwortete: „Nur daun wird Friedrich frei, wenn
Leopold die Krone, das Szepter und die anderen Reichskleinodien heraus¬
gibt." Da sagte Leopold zu den Boten des Königs: „Seht, damit ihr
mir keinen Vorwurf machen könnt, übergebe ich euch die Kleinodien. Ich
weiß aber, daß ich auch jetzt meinen Bruder nicht frei bekomme, wie ihr
versprochen habt." Die Reichskleinodien wurden nach Bayern gebracht
und in München an einem sicheren Orte aufbewahrt. Aber nun verlangte
Ludwig von Leopold: „Entbinde die Reichsstädte vom Eide, den sie
Friedrich geschworen haben, dann will ich mich ganz mit dir vertragen!"
Ta ergrimmte der Herzog Leopold und rief in jähem Zorne: „Wenn mir
das nicht vollständig erfüllt wird, was mir für die Reichskleinodien ver¬
sprochen ist, dann wird niemals Friede und Eintracht zwischen uns sein,
bis mein Bruder aus der Haft entlassen ist!" Er begann den Krieg
aufs Neue. Elisabeth aber, die Gemahlin Friedrichs, machte die schwersten
Wallfahrten und fastete und weinte so viele Tränen, daß sie fast blind
wurde.
Ludwig hatte im Kriege kein Glück. Auch der Papst hielt zu
Friedrich. Er drohte Ludwig mit dem Kirchenbann, wenn er nicht inner¬
halb drei Monate die Krone niederlege. Als diese Zeit vorüber war,
sprach er über Ludwig den Bann aus und verbot in Bayern allen
öffentlichen Gottesdienst. Da schickte Ludwig im März Boten nach
Trausnitz, die mit Friedrich unterhandelten. Schon zwei Jahre und vier
Monate war er gefangen; sie trafen ihn, wie er aus Langeweile Pfeile
schnitzte. Im nächsten Monat ritt Ludwig selbst zu seinem Gefangenen.
Als er zn ihm eintrat, war Friedrich heiter und zeigte ein fröhliches
Antlitz. Nachdem sie einander begrüßt hatten, sprach Lndwig: „Vetter,,
willst im frei werden?" Da antwortete Friedrich: „Frei? O, dafür
täte ich alles!" Ludwig sprach: „Ich will dich ohne Lösegeld freigeben..
Du mußt aber auf die deutsche Krone verzichten und samt deinem Brnder
dich mit mir verbinden. Zum Zeichen der Versöhnung sollst du deine
Tochter mit einem meiner Söhne verheiraten. Kannst du aber deinen
Bruder nicht zur Einwilligung bringen, so sollst du am nächsten Johannis¬
tage wieder in dein Gefängnis nach Trausnitz zurückkehren." Beide
unterschrieben uud beschworen den Vertrag und gaben sich den Friedens¬
kuß. Sodann empfingen sie in der Kirche von einem Kartäusermönch das-