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Der Ueb erfall von Crem o na.
In Italien war Frankreich dem österreichischen Kabinette zu¬
vorgekommen; die Herzoge von Savoyen und Mantua und
der Statthalter von Mailand, Prinz von Vaud emo nt, waren
durch französisches Geld gewonnen und alle hatten schon franzö¬
sische Truppen in ihre Länder und Festungen eingenommen (Apr.
1701), ehe noch ein österreichisches Heer beisammen war. Um¬
sonst forderte der Kaiser alle drei Herren bei Strafe der Neichs-
acht auf, ihren Verbindungen mit dem Reichsfcinde zu entsagest
und den mailändischen Statthalter insbesondere, sein dem Rei¬
che anheim gefallenes Lehen zurückzugeben. Der Letztere antwor¬
tete sehr höflich: „er glaube Sr. kaiserlichen Majestät keinen
größern Beweis davon geben zu können, wie sehr er deren Ach-
lung zu verdienen wünsche, als wenn er seiner Pflicht getreu
bleibe und seinem neuen Könige mit demselben Eifer diene, als
er dem alten bewiesen habe. Dieser Letztere aber habe ihm,
laut seines Testaments, den Auftrag hinterlaffen, Philipp V.
als seinen Nachfolger anzuerkennen; für diesen also scy ersauch
bereit, Gut und Leben aufzuopfcrn."
Das Hcrzogthum Mailand lag von allen Provinzen, die da¬
mals zur spanischen Monarchie gehörten, den deutsch-österreichischen
Ländern am nächsten; daher wollte man vor Allem dessen Ero¬
berung versuchen. Eugen erhielt Befehl, mit nicht mehr als
30.000 Mann nach Italien aufzubrechcn, um dort wenigstens
60.000 Franzosen zu bekämpfen, die der Marschall Catinat,
ein tapferer und erfahrener General, kommandirte.
Eugen mußte zwischen den Ausgängen der Alpengebirgc von
Deutschland aus eindringen. blnüberstciglich schienen die Hinder¬
nisse, die er auf diesem Marsche antraf. Bei seiner Ankunft zu
Nove redo, wo der Sammelplatz der Armee war, fand er alle
Passe von den Franzosen bereits besetzt, und der Marschall von
Catinat hatte gute Hoffnung, daß Eugen wohl würde wieder nach
Hause kehren müssen.. Aber.was Jedermann für unmöglich hielt,
machte die unerschütterliche Beharrlichkeit des kaiserlichen Feld¬
herrn möglich. Eugen bewaffnete einige Regimenter mit Hacken,
Bohrern und Pulver, und in wenigen Tagen war durch die ver¬
einte rastlose Arbeit so vieler Hände ein Weg von sechs Mei-