Full text: Bilder aus der deutschen Vorgeschichte (2, Beiheft = Untertertia)

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IV. Das franhenrdcb. 
i. Das frankenrcicb unter den JMerowmgcrn. 
Alle die blühenden, jugendkräftigen Völker, die aus dem schier 
unerschöpflichen Germanien gegen das altersschwache Römische 
Reich zum Angriffe vorgingen, sind entweder sofort vernichtet oder 
allmählich römischem Wesen unterworfen worden. So war es 
schon den Kimbern und Teutonen ergangen, so verbluteten noch 
vor dem Ende der Völkerwanderung Vandalen und Ostgoten, 
und auch die Reiche der Burgunden, der Westgoten und Lango- 
barden verschwanden nach kurzem Bestehen. Von Anfang an waren 
in diesen Reichen gegenüber der alten Bevölkerung die Germanen 
in der Minderzahl gewesen; als die trennenden Unterschiede in 
Verfassung und Bekenntnis allmählich schwanden, gaben sie ihr 
Germanentum auf und gingen im Romanentum unter, dem sie 
frische Kraft zuführten. Nur das Jnfelreich der Sachsen in Bri- 
tannien und nur das Frankenreich auf dem Festlande hatten dau- 
ernden Bestand. 
Vor allen anderen Germanenreichen der Völkerwanderung 
war das Frankenreich dadurch begünstigt, daß es nicht ausschließ- 
lich auf romanischem Boden lag, sondern in enger nachbarlicher 
Berührung mit dem eigentlichen Germanien stand und aus dessen 
unerschöpflicher Volkskraft immer neue Stärkung erhielt, sodaß 
ihm germanischer Charakter erhalten blieb. Auch war es ein Vor- 
teil, daß die Franken den Romanen nicht als hassenswerte Ketzer 
gegenübertraten, sondern als Glaubensgenossen, und daß die ein- 
flußreichen Vertreter der katholischen Kirche, die Bischöfe, von 
allem Anfange an sich auf die Seite der Neubekehrten stellten. 
Unter den vier Söhnen Chlodwigs, die sich nach dem Tode 
ihres Vaters in das Frankenreich teilten und ihre Herrschersitze in 
Metz, Soissons, Paris und Orleans nahmen, wurden noch große 
Gebiete hinzugewonnen. Sie erwarben den ganzen Süden des 
heutigen Frankreichs auf Kosten der Westgoten, Ostgoten und 
Burgunden, sodaß nun Pyrenäen, Westalpen und Schweizer Jura 
die natürlichen Grenzen des Frankenreichs bildeten. 
Es waren romanische Landschaften, die auf solche Weise ge- 
wonnen wurden; aber dies ward aufgewogen durch die Angliede- 
rung der rein germanischen Länder Schwaben (Alamannien), 
Baiern und Thüringen. Von ihnen schlössen sich die beiden ersten 
an den mächtigen fränkischen Nachbarstaat an, als das Ostgoten- 
reich, von dem sie vorher abhängig gewesen waren, unterging
	        
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