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Warägern aus Schweden drei Brüder, deren ältester Rurik das 
Reich von Nowgorod gründete, das nördlich bis zum weifsen 
Meere reichte. Die Eroberer, in den griechischen Quellen oc 'Pag, 
erst später oi'Povßtoi genannt, waren unerhört verwegene Schiffer, 
Ruriks Mannen, Askold und Dir, fuhren 865 von Kijew den 
Dniepr hinab, durch und um die reifsenden Stromschnellen bis 
ins schwarze Meer und die Propontis. Ruriks Nachfolger Oleg 
unterwarf die Stämme am oberen und mittleren Dniepr und 
machte Kijew zur Residenz des russisch-normännischen 
Reichs. Er landete mit 2000 Segeln an der Propontis, lud die 
Schiffe auf Räder und erschien an der Spitze einer Landflotte 
vor Constantinopel. Der Kaiser mufste hohen Tribut zahlen. 
Bis 1043 dauerten die Wikingerzüge, obwohl die Normannen 
bereits durch Wladimir I. d. Grofsen (980—1015), dem Ge¬ 
mahl einer Schwester der deutschen Kaiserin Theophano grofsen- 
teils zur Annahme des griechischen Glaubens vermocht waren. 
Auch in Sprache und Sitte verschmolzen sie allmählich mit 
den Unterworfenen zur russischen Nation. Das Haus Rurik 
herrschte bis 1598. x 
■V 
Der zweiten Periode zweiter Abschnitt. 
Die Gründung des deutschen Reichs als abendländischer 
Vormacht. 
• 
A. Die Einigung der deutschen Stämme und ihre Unter¬ 
ordnung unter die Königsgewalt durch Heinrich I. und 
Otto d. Grofsen.1) 
Umsonst versuchte der Franke Konrad I. (911 — 918), 
eine weltliche, leidenschaftliche Natur, die grofsen Aufgaben des 
Königtums zu lösen. Lothringen blieb nach fruchtlosen Kämpfen 
bei Frankreich. Süddeutschland wurde in wilden Raubzügen von 
den Ungarn verheert, die Kirche war schutzlos den Laiengewalten 
preisgegeben, mit den Herzögen geriet Konrad in blutige Fehden. 
Sterbend wies er auf seinen Gegner Heinrich von Sachsen, 
den Sohn Ottos des Erlauchten. Ihn erhoben auf den Vorschlag 
Eberhards, der seinem Bruder Konrad im Herzogtum Franken 
folgte, die Franken und Sachsen in Fritzlar zum König. Von 
dem sächsischen Stamm, der ein in sich geschlossenes grofses 
Gebiet umfafste und wenig berührt von der fränkisch-romanischen 
Kultur eine Fülle volkstümlicher Kräfte bewahrt hatte, sollte 
die Erneuerung des deutschen Staatswesens ausgehen. 
*) Die Quellenbelege Zeittafeln S. 30 ff.
	        
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