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Grundzüge der Überlieferung: Aigimios, König der 
Dorier, hatte dem Hyllos, dem Sohne des Herakles, den er nach 
seines Vaters Tode adoptiert hatte, die Herrschaft über die 
Dorier vererbt. Unter Hyllos zogen sie aus an den Südfuß des 
öta (Doris) und machten von hier aus den Versuch, den Pelo¬ 
ponnes zu erobern. Doch erst den Urenkeln des Hyllos, den drei 
Söhnen des Aristomachos, Temenos, Kresphontes und Aristodemos, 
gelang der Übergang über das Meer unter Beihilfe des Atoliers 
Oxylos. Bei der Teilung des eroberten Landes erhielt Temenos 
das „Königsgut“ Argos, Kresphontes Messenien, die Zwillingssöhne 
des Aristodemos, Eurysthenes und Prokies, Lakonien. Die Söhne 
des Temenos unterwarfen die kleineren Städte von Argolis und 
führten die Dorier nach Kreta. Korinth wurde einem Herakliden 
namens Aletes gegeben. Nur das argivische Königsgeschlecht 
nannte sich Temeniden, die spartanischen Königslinien wurden 
Eurypontiden und Ägiden, die korinthische Dynastie Bakchiaden, 
angeblich nach Nachkommen der Eroberer, genannt. 
In Verbindung mit der dorischen Einwanderung stand wohl 
auch die Vertreibung der Ionier aus der Nordküste des Peloponnes 
durch die wahrscheinlich aus der Phthiotis im südlichen Thes¬ 
salien eingewanderten Achäer und die Besetzung von Elis durch 
die Ätolier. 
Die unterworfene Bevölkerung trat teils in den Stand der 
Leibeigenschaft zu dem Herrenstand der Eroberer, teils blieb sie 
in persönlicher Freiheit und im Besitz des Eigentums, aber meist 
ohne Anteil am Staatsleben. 
§ 13. Die überseeischen Wanderungen und Siedelungen. 
1. Das Ägäische Meer. Durch die festländischen Be¬ 
wegungen aus der Heimat verdrängt, wanderten viele nach Osten 
und begründeten auf den Inseln und an der Westküste Klein¬ 
asiens hellenisches Leben. Der Gliederung der Hellenen in drei 
Hauptstämme entspricht die ethnische Gliederung der kolonialen 
Gründungen. Demgemäß unterscheidet man äolische, ionische 
und dorische Kolonien. 
a) Äolische Kolonien. Von den älteren Bewohnern Thes¬ 
saliens und Böotiens, angeblich geführt von Penthilos, dem Sohn 
des Orestes, wurden Tenedos und Lesbos (Mytilene und Methymna), 
dann die Küste von Mysien und Troas (Kyme und das später 
ionisierte Smyrna, Magnesia am Sipylos, Sigeion), auch der 
Chersones und einzelne thracische Küstenpunkte besiedelt. 
b) Ionische Kolonien wurden der Sage nach unter Neleus 
und Androklos, den Söhnen des Kodros, in Wirklichkeit im Ver¬ 
laufe einer längeren Zeit durch verschiedene Auswandererzüge 
auf den Cykladen, den Inseln Samos und Chios und auf dem 
Festlande von Karien und Lydien gegründet: Miletos, Ephesos, 
Kolophon, Teos, Erythrä, Klazomenä, Phokaia u. a. mit 
gemeinschaftlichem Bundesheiligtum, dem Panioniom auf Mykale.
	        
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