Metadata: Deutsches Lesebuch für Mittelschulen

69. Ludwig der Bayer u. Friedrich der Schöne. 70. Das Mahl zu Heidelberg. 
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69. Ludwig der Bayer und Friedrich der Schöne. 
Von Alexander Schöppner. 
1. Hoch wie Glockenklang ertöne Lied von alter deutscher Treue, 
Dass der alten gold’nen Zeiten Angedenken sich erneue, 
Wo das deutsche Herz noch bieder und voll Brudersinnes schlug 
Und der Mann dem Worte traute ohne Falsch und ohne Trug. 
2. Von dem Bayer überwunden sass auf Trausnitz’ festem Schlosse, 
In dem engen Kerker schmachtend, Friedrich, Habsburgs edler Sprosse; 
Schon drei Jahre von der Heimat und den Seinen fern gebannt, 
Schon drei Jahre lechzt der Herzog nach dem lieben Vaterland. 
3. Und der Bayernfürst, gerühret, kommt zu enden seine Klage, 
Bietet ihm die gold’ne Freiheit, dass er neuem Zwist entsage. 
„Wohl, ich schwör’ es,“ ruft der Herzog, „schwör’ es treu mit diesem Eid!“ — 
„Nun so sei zu dieser Stunde von des Kerkers Haft befreit!“ 
4. Und wie wenn vom Hauch des Maien aufgeweckt mit hellem Klingen 
Sich zum erstenmal die Lerchen jubelnd in die Lüfte schwingen, 
Also fliegt der edle Herzog von der Freiheit süsser Lust 
Wonnetrunken nach der Heimat an des Bruders theure Brust. 
5. Doch wie flammet Gluth der Rache bei des Wiedersehns Entzücken 
Mächtig auf in Leupold’s Herzen, zürnet aus dem wilden Blick: 
„Was dem Bruder widerfahren, ist es nicht des Bruders Hohn? 
Auf gen Bayern! mit dem Schwerte zahlen wir des Frevels Lohn!“ 
6. Doch ihn mahnet Friedrich milde : „Meines Wortes heil’ge Bande 
Hab’ ich Ludwig hinterlassen zu des Friedens Unterpfande; 
Willst du Rache üben, Bruder, nun so wisse denn: auf’s Neu’ 
Leg’ ich an die alten Fesseln, meinem Ehrenworte treu.“ 
7. Da beginnen Pflicht und Liebe einen heissen Kampf zu kämpfen, 
Doch kein Bitten und Beschwören kann des Herzogs Willen dämpfen, 
Und nach München fliegt sein Rappe mit des Sturmes Eile fort 
Und zu Ludwig tritt er, lösend das gegeb’ne deutsche Wort. 
8. „Nicht vermag ich es, o König! dir zu halten Schwur und Treue, 
Also steh’ ich frei, und willig dein Gefang’ner, hier auf’s Neue.“ 
Wie der Bayer das vernommen, fasst ihn tiefer Rührung Schmerz 
Und er drückt den treuen Jüngling liebend an das deutsche Herz. 
9. „Sei mein Bruder und Genosse, herrsche mit auf einem Throne, 
Eines Sinns und eines Herzens tragen wir vereint die Krone!“ 
Also schlossen deutsche Männer einen wunderbaren Bund 
Deutscher Tugend, deutscher Ehre, wie kein andrer je bestund. 
10. Hoch wie Glockenklang ertöne Lied von alter deutscher Treue, 
Dass der alten gold’nen Zeiten Angedenken sich erneue, 
Wo das deutsche Herz so bieder und voll Brudersinnes schlug 
Und der Mann dem Worte traute, ohne Falsch und ohne Trug. 
70. Das Mahl zu Heidelberg. 
Bon Gustav Schwab. 
1. Von Württemberg und Baden 
Die Herren zogen aus; 
Von Metz des Bischofs Gnaden 
Vergaß das Gotteshaus; 
Sie zogen aus, zu kriegen, 
Wohl in die Pfalz am Rhein; 
Sie sahen da sie liegen 
Im Sommersonnenschein. 
2. Umsonst die Rebenblüthe 
Sie tränkt mit wildem Tust, 
Umsonst des Himmels Güte 
Aus Aehrenseldern ruft: 
Sie brannten Hof und Scheuer, 
Daß heulte Groß und Klein; 
Da leuchtete vom Feuer 
Der Neckar und der Rhein. 
3. Mit Gram von seinem Schlosse 
Sieht es der Pfälzer Fritz, 
Heißt springen auf die Rosse 
Zwei Mann auf einen Sitz. 
Mit enggedrängtem Volke 
Sprengt er durch Feld und Wald; 
Doch ward die kleine Wolke 
Zum Wetterhimmel bald.
	        
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