Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

Einleitung. 
L Zweck der Weltgeschichte. 
Bor uralten Zeiten bot die Welt ein ganz anderes Bild dar als jetzt. 
Länder, die jetzt wohl angebauet und bevölkert sind, in denen Künste und 
Wissenschaften fröhlich emporblühen, in denen die herrlichsten Anstalten 
zur Beförderung des öffentlichen Wohles gegründet sind, waren nicht 
immer in diesem Zustande. Es gab eine Zeit, in welcher der Boden, 
der. jetzt mit den üppigsten Erzeuguisseu prangt, noch unangebaut lag; 
in welcher dort, wo jetzt gebildete Völker unter dem Schutze der Gesetze 
in Städten und Dörfern friedlich zusammenleben, rohe Wilde in Wäl- 
tem und Wüsteneien uustät umherschweiften und durch Jagd ihr trau- 
riges Dasein fristeten. Andere lebten kümmerlich von der Viehzucht; 
und wer den Samen dem Boden anvertraute, wußte nicht, ob er die 
Frucht seiner Bemühung ernten werde. Gesetze schützten noch nicht das 
Eigenthum, und es galt das rohe Recht der Stärke. 
Ein solcher Zustand, gleichsam das Kindesalter der Menschheit, 
konnte nicht immer bleiben. An der leitenden Hand der göttlichen Vor- 
sehung hat die gefallene Menschheit sich aus diesem rohen Zustande all- 
mälig wieder herausgebildet; sie ist im Verlause der Zeit in ihrer Fort- 
bildung von Stufe zu Stufe gestiegen, bis zu der Höhe hin, auf welcher 
sie jetzt steht. Welche Mittel und Wege sie hierzu eingeschlagen hat, 
welche Völker und Menschen hierbei besonders thätig gewesen sind, das 
eben lehrt die Weltgeschichte, und in so sern ist sie ein lebendiges 
Gemälde handelnder Völker und Menschen. Jahrtausende schließt sie 
vor unseren Augen auf; sie wandelt mit uns durch die Denkwürdigkeiten 
aller Zeiten und Länder herum. Reiche entstehen vor unseren Augen 
und werden zertrümmert; Nationen blühen auf und welken wieder hin; 
immer neue Erscheinungen, neue Wechsel, in deren Mittelpunkte immer 
der Mensch steht! Während so die Geschichte klar die Vergangenheit 
vergegenwärtiget, hält sie dem lebenden Geschlechte einen Spiegel vor, 
der ihm ein treues Bild irdischer Größe und Niedrigkeit, menschlicher 
Welter's Weltgesch. I. 32. Aufl. 1
	        
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