— 181 —
Jedoch war hiermit bte Ruhe in Griechenlanb noch nicht wieber her-
gestellt. Immer noch griffen Stäbte gegen Städte, Bürger gegen Bürger
zu ben Waffen; überall herrschte ber Geist ber Empörung, ber Rache
unb des Hasses. Bei ber allgemeinen Erschöpfung ber Staaten führte
jetzt keiner ble Hegemonie. Zum Glück sür bte Griechen hatten bie Per¬
ser ihre frühere Eroberungslust fahren lassen. Ihre Könige gingen jetzt
bloß ben Vergnügungen nach, während bte stolzen Satrapen bie Provin¬
zen unter sklavischer Botmäßigkeit hielten. Aber es schien fast, als
wären bte Griechen nur deshalb von den Persern verschont geblieben,
um bald unter die Herrschaft eines anderen Volkes zu kommen, nämlich
der M a c e d o n i e r.
Die Wacedonier.
66. Philipp II. — Schlacht bei Chiironea (338 bor Chr.);
Untergang der griechischen Freiheit.
Philipp II. (S&9—33-6). —Während so die Griechen durch ewige
Kriege sich selbst aufrieben, kam hoch aus dem Norden ein schweres
Ungewitter gegen sie angezogen. Dort an der Grenze Griechenlands
hatte sich von ganz geringem Ursprünge das Königreich Macedonien
gebildet. Besonders hob sich dasselbe unter Philipp II. Dieser war eilt
schlauer König und Meister in ber Kriegskunst. Er vervollkommnete
zuerst bie Phalanx, deren eigentlicher Erfinder Epaminondas war.
Diese Phalanx bestand aus eiuer Schar schwerbewaffneten Fußvolkes,
das in der Tiefe sechzehn Mannshoch stanb nnb in ber Länge gewöhnlich
fünfhunbert Mann, oft mehr oft weniger, hatte. Ihre Hauptwaffe
war ein Speer von achtzehn bis ein unb zwanzig Fuß Länge, welchen
die fünf vorbersten Glieder vorgestreckt hielten, wie unsere Soldaten die
Bajonnete. Die übrigen elf Glieder hielten ihre Schilde über den Köpfen
und Schultern der Vorderen und machten die feindlichen Geschosse im-
nütz. Das war die Phalanx, durch welche die Macedonier allen Völkern
bald so furchtbar wurden, die sie von einem Siege zum anderen führte.
Hiermit unterwarf sich Philipp zuerst die nächsten Grenzvölker, die
Thessalier und die Thracier. In Thracien verlor er bei der Belagerung
der Stadt Methöne aus sonderbare Art ein Auge. Ein gewisser