Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

— 26 — 
anderen Gegenden mag man auf andere Art hierzu gekommen sein. Man 
sieht ja, daß auch durch das Zusammenschlagen mancher Steine und Me- 
talle, eben so durch schnelles Reiben zweier Hölzer an einander Funken 
hervorspringen, und daß diese, sobald sie in dürres Moos fallen, zünden. 
So haben noch die Araber für „Feuer" und „Reiben" ein und dasselbe 
Wort. Bei den Griechen ging sogar eine alte Volkssage, Prometheus, 
d. i. der Vorausdenker, habe sich, eine Fackel in der Hand, zum Himmel 
hinaufgeschwungen, sie dort an der Sonne angezündet und so das himm- 
tische Feuer auf die Erde gebracht. Diese Sage beweiset, daß die Kenntniß 
des Feuers, dessen Erfinder unbekannt war, in's tiefste Alterthum zurück- 
geht. — Wie sehr die alten Völker den Nutzen des Feuers zu schätzen 
wußten, geht auch aus der Verehrung hervor, die sie demselben erwiesen. 
Zu Rom mußte in alten Zeiten ein besonderer Orden Priesterinnen, 
Vestälinnen genannt, in einem Tempel Tag und Nacht ein ununter- 
brochenes Feuer unterhalten. Die Perser und andere Völker verehren 
es geradezu als die wohlthätigste Gottheit und ordneten für den Dienst 
derselben besondere Priester an, die man Feuerpriester nannte. 
Zunächst brauchten es wohl die Meisten zu der Zubereitung ihrer 
Speisen. Jetzt konnten sie sich aus dem Mehle einen Kuchen backen. Die 
Israeliten backten ihn unter glühender Asche. Sonderbar ist die Art 
und Weise, wie neuentdeckte Völker sich des Feuers bedienten. Die Ein- 
wohner der Insel Otaheiti, einer der Societäts-Jnseln, die zu Australien 
gehören, gruben ein Loch in die Erde, in welchem Steine durch Feuer 
glühend gemacht wurden. War die gehörige Hitze da, so wurde das 
Feuer herausgenommen, der Braten hineingelegt und fest zugedeckt, so 
daß das Fleisch bald mürbe und eßbar wurde. Statt der Brühe diente 
ein wenig salziges Meerwasser. In Indien fand man ein Gefäß von 
Birkenrinde, welches statt eines Kessels diente. Hierin wurde vermittelst 
hineingeworfener Steine das Wasser und dadurch das Fleisch gekocht. 
Der berühmte portugiesische Seefahrer Magelhaens, der im sech- 
zehnten Jahrhundert lebte, soll auf einer der Marianen-Jnseln, die östlich 
von China liegen, ein Volk angetroffen haben, das noch gar keinen Be- 
griff vom Feuer hatte. Als er mit seinen Schiffsgefährten ein Feuer 
anmachte, staunten sie wie über ein Wunder. Sie meinten, es sei ein 
wildes Thier, welches Holz fresse. Nur mit Angst traten sie etwas näher 
und stierten mit großen Augen das Wunderthier an. Plötzlich ergriff 
die Flamme ihre Kleider. Da liefen alle schreiend davon. Sie glaubten,
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.