Full text: Die Alte Geschichte (Theil 1)

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Bei gemeinsamen Angelegenheiten versammelte der König die Familien- 
Häupter um sich, hörte ihre Meinungen an, zog sie in Ueberlegung, und 
was in diesem Familienrathe als das Beste sich herausstellte, erhob er 
pm Beschluß für das Ganze. 
Mit der Zeit aber wurden diese Königreiche größer. Neue Anbauer, 
neue Stämme schloffen sich an und traten in die Verfassung ein; andere 
wurden auch wohl zum Anschlüsse gezwungen. Hiermit wurden auch die 
Verhältnisse umfangreicher und verwickelter. Das Oberhaupt, der König, 
bedurfte größerer Befugnisse und einer ausgedehnteren Gewalt, um 
Recht und Ordnung zu handhaben. Damit der König sich ausschließlich 
dem wichtigen Geschäfte der Regierung widmen könne, ward er jedem 
anderen Geschäfte überhoben. Das Volk versorgte ihn mit den nöthigen 
Lebensmitteln und brachte ihm reiche Geschenke. Aus solchen freiwilligen 
Beiträgen entstanden mit der Zeit regelmäßige und gesetzliche Abgaben, 
die noch jetzt jedes Volk für seine Ruhe und Wohlfahrt seinem Fürsten 
entrichtet. 
Bei dem erweiterten Umfange des Reiches wurden aber der Geschäfte 
bald so viele, daß unmöglich einer allein sie besorgen konnte. Der König 
sah sich deshalb nach Gehülfen um. Zu solchen wählte er die redlichsten 
und erfahrensten Männer, die das Zutrauen ihrer Mitbürger besaßen. 
Diese waren seine Räthe, diese seine Statthalter. An seiner Stelle und 
nach seiner Verordnung regierten sie das Volk, wo er nicht selbst zugegen 
sein konnte; in ihnen ehrte das Volk seinen König selbst. Die Liebe und 
Verehrung, die Jeder seinem Könige widmete, erstreckte sich auch über 
die ganze Familie desselben. Der erstgeborne Sohn war der natürliche 
Erbe der väterlichen Herrscherwürde, und für diesen lag hierin ein 
schöner Antrieb, sich zuvor die nöthigen Kenntnisse und Erfahrungen für 
seinen eben so schwierigen als wichtigen Beruf einzusammeln. Durch 
diese Erblichkeit der Nachfolge war von selbst auch allen Streitigkeiten 
vorgebeugt, die von anderen Mächtigen um die Erlangung der Ober- 
Herrschaft erhoben werden konnten. 
Durch solche und ähnliche Einrichtungen wurde ein immer engeres 
und festeres Band um die Zusammenwohnenden geknüpft. Ungestört 
konnte jetzt Jeder an seine Arbeit gehen. Diese vertheilten sie mit der 
Zeit immer mehr unter sich. Anfänglich hatte Jeder, was zu seinem Be- 
darse nothwendig war, sich selbst verfertigt. Bald aber kamen besondere 
Handwerke auf und führten zu vielen und mancherlei Verbesserungen.
	        
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