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der Burg seiner Residenzstadt Braunschweig aufgestellt hatte, eben-
sowohl als Sinnbild seiner Raubsucht und Herrschsucht, wie seiner Kraft
gedeutet werden. Er wurde deshalb vor des erzürnten Kaisers und sei-
ner Feinde Richterstuhl auf mehre Reichstage vorgeladen, allein er er-
schien nicht. Da wurde er zur Strafe seiner Herzogtümer und anderer
Lehen verlustig erklärt, und so die Macht des Hauses Welf gebrochen.
Sachsen erhielt Gras Bernhard von Anhalt, Sohn jenes Albrecht des
Bären, welcher den ersten Grund zu Brandenburgs Größe legte; Bayern,
jedoch im verminderten Umfange, bekam der tapfere, den Hohenstaufen
treu ergebene Pfalzgraf Otto von Wittelsbach, Stammvater des noch
jetzt regierenden bayerischen Hauses.
Aber der stolze Löwe sah nicht so ruhig der Theilung seiner Befitznn-
gen zu. Er griff zu den Waffen. . Allein er war der vereinigten Macht
des Kaisers und der Fürsten nicht gewachsen. Geschlagen eilte er nach
Erfurt, warf sich dort seinem Kaiser zu Füßen und bat um Gnade. Da
gedachte Friedrich des Tages zu Chiavenna und des Wechsels der mensch-
lichen Schicksale. Gerührt und mit Thränen in den Augen hob er sei-
nen ehemaligen Freund und Waffengefährten auf und sprach: „Dennoch
bist du selbst die Ursache deines Unglückes!" Er begnadigte ihn, jedoch
unter der Bedingung, daß er drei Jahre lang das beleidigte Vaterland
meide, und ließ ihm seine Stammgüter, Braunschweig und Lüneburg.
Heinrich der Löwe begab sich, von wenigen Dienern begleitet, im Früh-
lmge des Jahres 1182 zu seinem Schwiegervater, dem Könige Heinrich II.
von England, nicht ahnend, daß sein Stern, nachdem er in Deutschland
untergegangen war, glanzvoll dereinst in England wieder aufgehen
würde. Denn fünfhundert Jahre nachher bestiegen seine Nachkommen
den englischen Thron.
Unterdessen war die Zeit des Waffenstillstandes mit den Lombarden
abgelaufen. Allein das gegenseitige Unglück hatte beide Parteien zu
milderen Gesinnungen gebracht. Im Jahre 1183^ kam deshalb auf dem
Reichstage zu Kostnitz ein förmlicher Friede zu Stande. Durch diesen
Frieden hatte der Kaiser zwar sein Ansehen als Reichsoberhaupt auch in
Italien gerettet, aber sein ursprünglicher Plan, für welchen er so lange
gestrebt und gewirkt, war vereitelt. Nun zog der Kaiser zum letzten
Male, aber friedlich, nach Italien und wurde von den Lombarden über-
all mit Jubel empfangen. Auch mit dem Könige der Normannen in Un-