Full text: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

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nach Syrien und über den arabischen nach Aegypten brachten. Von hier 
wurden sie vorzüglich von venetianischen und genuesischen Kaufleuten 
abgeholt und um einen hohen Preis durch ganz Europa verkauft. Der 
Seeweg um Afrika war damals noch nicht bekannt; man wußte gar nicht, 
wie weit sich dieser Erdtheil nach Süden hin erstrecke. Dazu waren die 
Seefahrer bisher durch mancherlei lächerliche Fabeln von größeren Un- 
ternehmungen abgeschreckt worden. Unter der Linie (Aequätor), hieß es, 
sei das Wasser kochend heiß, das Land von den glühenden Stralen der 
Sonne versengt und durchaus unbewohnt; an anderen Stellen wimmele 
das Meer von Ungeheuern, die mit ihren riesigen Rücken das Schiff 
hoch in die Luft schleuderten und zerschellten; und wieder an anderen sei 
das Meer mit Schilf dicht durchwachsen, so daß das Schiff, welches hin- 
eingerathe, einem kläglichen Untergange preisgegeben sei, weil es, wie 
eingemauert, weder vorwärts noch rückwärts könne. Solche und ähnliche 
Fabeln hatten bisher auch die Kühnsten von ferneren Unternehmungen 
abgeschreckt. Heinrich aber faßte Muth und suchte ihn auch bei anderen 
anzufachen. Er hatte von den Arabern bereits manche Kunde über die 
Küste von Afrika eingezogen, und im Jahre^ 1418 schickte er selbst ein 
Schiff unter dem geschickten Seefahrer Perestrello zur näheren Er- 
forschung derselben aus. Ein Sturm warf ihn aber seitwärts, und so 
entdeckte er die kleine Insel Porto Santo. Von hier aus sah er bei hel- 
lem Wetter in weiter Ferne einen großen Nebelberg am Horizonte. Er 
vermuthete, daß es Land sei, steuerte darauf los und fand die Insel Ma¬ 
deira (1419). Sie war unbewohnt und ganz mit Wald bedeckt. Der 
Wald wurde angezündet und soll sieben ganze Jahre gebrannt haben. 
Heinrich legte auf Madeira eine Kolonie an und ließ Neben aus Cypern 
und Zuckerrohr aus Sicilien anpflanzen. Diese gediehen in dem durch 
die Asche gedüngten Boden ganz vorzüglich, und die herrlichen Erzeugnisse 
der Insel wurden bald der Gegenstand eines gewinnreichen Handels. 
Dann erreichten die glücklichen Segler die kanarischen Inseln*), 
die schon den Alten unter dem Namen der glücklichen Inseln bekannt 
gewesen sein sollen. Hier aber wurden sie durch den Anblick der fener- 
speienden Berge, unter denen sich der stets rauchende Pik auf Teneriffa 
auszeichnet, mit neuem Schreck erfüllt. Hier, fürchteten sie, könne wohl 
jene brennende Hitze anfangen. Dennoch schifften sie muthig weiter in 
*) Diese sind das Vaterland der Kanarienvögel, die dort eine bräun- 
lich graue Farbe haben. Erst seit dem sechzehnten Jahrhundert wurden 
die munteren Sänger in Europa bekannt.
	        
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