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den fruchtbaren Gegenden in die Wüste verdrängt. Wenn sie daher jene
berauben, so nehmen sie nur das wieder zurück, was man ihnen mit
Unrecht genommen hat. Jedoch ist der Araber auch gastfrei und groß-
müthig. Selbst mit seinem Leben vertheidigt er den, welcher sich in
seinen Schutz begibt. Im Ganzen ist der Charakter dieses Volkes ernst,
wie der des benachbarten Aegyptiers, und zur Schwärmerei geneigt.
Das stille abgeschlossene Leben, der gleichförmige Anblick der weiten
Oede mag vieles dazu beitragen.
Die Gewürze Jemens, der Ruf seiner Neichthümer und die glück-
liche Lage zum Handel reizten oft fremde Völker zu Eroberungsversuchen -r
aber weder Alexander der Große, noch die Waffen der Römer vermochten
in Arabien dauernde Herrschaft zu gründen, oder auch nur in das Innere
des Landes zu dringen; Meere und Wüsten schirmten es. Durch den
Handel hing es mit der übrigen Welt am meisten zusammen. Von
uralten Zeiten her waren die Araber die Zwischenhändler zwischen
Aegypten und dem gesegneten Indien. Sie blieben es bis auf die Zeiten
der portugiesischen Entdeckungsfahrten im Anfange des fünfzehnten
Jahrhunderts.
12. Mohammed und seine Religion (622).
In diesem Lande und unter diesem Volke trat sechshundert Jahre
nach Chr. ein Mann auf, welcher ein sich schnell über drei Erdtheile
verbreitendes Weltreich und eine Religion stiftete, der noch heute sehr
viele Völker der östlichen Welt zugethan sind. Dieser Mann war Mo-
hammed oder Muhammed, welcher Name im Arabischen bedeutet
der Gepriesene oder Preiswürdige. Er war im^ahre 571 nach Chr.
zu Mekka geboren und gehörte zu dem edeleu Stamme Kuröisch, wel-
cher die Regierung zu Mekka und die Aufsicht über den berühmten
Tempel daselbst, dieKaaba, erblich besaß. Wunderbare Sagen knüpfen
sich an dieses Heiligthum. Hier wird der schwarze Stein aufbewahrt
und verehrt, welchen Gott aus dem Paradiese mit Adam auf die Erde
geschickt , während der Sündfluth wieder zu sich genommen und dem
Abraham, als er jenen Tempel zu Mekka bauete, durch den Engel
Gabriel zurückgegeben haben soll. Zu diesem Heiligthume wallfahrten
die Araber seit undenklichen Zeiten, wie die Christen zum Grabe des
göttlichen Heilandes zu Jerusalem. Siebenmal gehen die Pilger mit
schnellen Schritten um die Kaaba, siebenmal küssen sie den Stein und