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bürg unter den Bayern, die ihn feit 825 als ihren Regenten besaßen
ttTÜrttcBIen. Seine Regierung war fast ein fortwährender Kampf nicht
nur mit den Slaven und Normannen, sondern auch mit den über-
müthigen Großen des Reiches. Dazu hatte er noch, wie einst sein Vater,
gegen aufrührerische Söhne zu kämpfen. — Sein Sohn
Karl III., der Dicke (876—887), erbte, durch den frühzeitigen
Tod feiner beiden älteren Brüder und nächsten Verwandten begünstiget,
das ganze Reich seines Vaters nebst Italien und der Kaiserkrone. Und
da ihm auch an der Stelle des unmündigen Königes von Westfranken,
Karl des Einfältigen, des einzigen noch übrigen Enkels Karl des Kahlen,
die westfränkische Krone zufiel, so befanden sich noch einmal die drei
Theile des Reiches Karl des Großen unter der Herrschaft eines Ein-
zigen, mit Ausnahme jedoch von Burgund, das sich unterdessen unab-
hängig gemacht und in Nieder- und Hochburgund getheilt hatte.
Karl der Dicke war ein höchst schwacher Regent. Er konnte weder die
inneren Empörungen unterdrücken, noch auch den äußeren Feinden kräf-
tigen Widerstand leisten. Als er den Normannen, die jetzt nicht nur in
Westfranken, sondern auch in Ostfranken furchtbare Einfälle machten,
zweimal einen schimpflichen Frieden abkaufte, wurde er im Jahre 887
auf einer Reichsversammlung zu Tribur abgesetzt, und das fränkische
Reich zum letzten Male nach den Nationalitäten getheilt. In West-
franken (Frankreich) ward Graf Odo von Paris, welcher diese
Stadt heldenmüthig gegen die Normannen vertheidigt hatte, auf den
Thron erhoben. Erst nach dessen Tode erhielt der rechtmäßige Erbe, der
früher erwähnte Karl der Einfältige, den machtlosen Thron zurück.
In Italien, das schon früher in einer losen Verbindung zum Ganzen
stand, stritten jetzt zwei langobardische Herzoge, Guido von Spoleto und
Berengar von Friaul, um die Herrschaft? Guido gewann endlich den
Sieg und die Kaiserkrone. — In Ostfranken (Deutschland) wurde
Arnulf (887—899), Herzog von Kärnthen, ein Eickel Ludwig des
Deutschen, als König anerkannt. ^Dieser erfocht einen großen Sieg über
die Normannen bei Löwen (891). Schwieriger war der Krieg gegen den
mährischen Fürsten Zwentibald. Dieser wollte alle slavischen Stämme
im Norden der mfttferen~Donau von dem Böhmerwalde bis zu den
Karpathen hin zu einem besonderen Reiche unter seiner Herrschaft ver-
einigen. Da kamen die Magyaren (Madjaren) oder Ungarn
(Fremde), vielleicht von ArMs^selbst dazu veranlaßt, den westlichen