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gebrochen. Auch war der Untergang Magdeburgs für den Sieger selbst,
der auf einen festen Waffenplatz und Stützpunkt an der Elbe gerechnet
hatte und statt dessen eine öde Brandstätte vorfand, in der That ein
harter Verlust. An demselben Tage fand man in der Domkirche noch
über tausend Menschen, größtentheils Weiber und Kinder, die sich in
dieselbe geflüchtet und dort zwei Tage und Nächte ohne Nahrung zuge¬
bracht hatten. Gerührt schenkte er den Unglücklichen nicht nur das Leben,
sondern ließ auch Brod unter die Halbverhungerten austheilen. Er selbst
begab sich dann in die Kirche, um Gott für den Sieg der gerechten Sache
zu danken. Ueberhaupt ließ er, seinem edlen, menschenfreundlichen
Charakter auch jetzt treu, überall Gnade walten und gab den strengsten
Befehl, daß keinem Einwohner mehr ein Leid zugefügt werden sollte.
Der Eroberer Magdeburgs, der feurige Pappenheim, der in dem Unter¬
gänge einer dem uralten Glauben der Väter abtrünnig gewordenen
Stadt den gerechten Zorn des Himmels erblickte, schrieb mit inniger
Selbstzufriedenheit nach Wien: „Seit Trojas und Jerusalems Zerstö¬
rung sei kein ähnlicher Sieg erfochten worden!" Aber noch in demselben
Jahre erfolgte ein furchtbarer Umschwung der Dinge.
33. Gustav Adoif gegen Tilly.
SchlachtbeiBreitenfeldam 17. September 1631.
Tilly wandte sich nach Sachsen, um den Kurfürsten wegen des Leip¬
ziger Bündnisses zu züchtigen. Er bemächtigte sich der Städte Halle,
Eisleben, Merseburg, Naumburg, Zeitz, Weißenfels und legte ihnen
schwere Steuern auf. Nun bereuete der Kurfürst, das Bündniß mit den
Schweden Nicht angenommen zu haben. Die Angst trieb ihn, dieses jetzt
selbst anzutragen. Er schickte in aller Eile Gesandten zum Könige und
ließ ihn flehentlichst um Freundschaft und Hülfe bitten. Dieser empfing
die Gesandten mit scheinbarer Kälte. Er ließ sie lange bitten und stellte
endlich die harten Bedingungen: der Kurfürst solle ihm Wittenberg ein¬
räumen, einen dreimonatlichen Sold für seine Truppen zahlen, ihm sei¬
nen ältesten Sohn als Geißel schicken und alle seine schlechten Rathgeber
zur Bestrafung ausliefern. Der geängstigte Kurfürst war zu Allem bereit.
„Nicht nur Wittenberg," schrieb er, „sondern ganz Sachsen soll er zum
Unterpfande haben; nicht nur einen Prinzen, sondern meine ganze Fa¬
milie, ja mich selbst will ich ihm als Geißel geben und alle Verräther, die
er mir anzeigt, sollen bestraft werden." Den König rührte die Angst und