Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Verlegenheit des schwachen Mannes. Er stand großmüthig ab von seinen 
harten Forderungen. Ein einmonatlicher Sold für seine Truppen war 
alles, was er annahm. Das Bündniß wurde ungesäumt abgeschlossen, 
und das sächsische Heer mit dem schwedischen vereinigt. 
Schlacht bei Breitenfeld (1631). — Tilly hatte sich eben der 
Stadt Leipzig bemächtigt, als das sächsische und schwedische Bundesheer 
gegen ihn anzog. Bei dem Dorfe Breitenfeld, nicht weit von Leipzig, 
standen sie am 17. September 1631 einander gegenüber. Tilly, gegen 
das vereinigte Heer zu schwach, wollte die Schlacht vermeiden, allein schon 
war es in Folge des soldatischen Ungestüms des Grafen Pappenheim, 
welcher mit 2000 Reitern die Masse der Feinde angegriffen hatte, zu spät. 
Mit einem furchtbaren Kanonendonner eröffnete sich die Schlacht. Dann 
warf sich Tilly mit stürmender Gewalt auf die Sachsen, die auf dem lin¬ 
ken Flügel standen. Schon beim ersten Angriff löseten sich ihre Glieder, 
bald war die Flucht allgemein. Der Kurfürst selbst floh in solcher Eile, 
daß er seinen Hut im Stich ließ und unaufhörlich forteilte bis nach Enk 
lenburg, wo er anhielt, um sich mit einem Trunk Bier zu laben. Wie 
ein Fels dagegen stand der König mit seinen Schweden auf dem anderen 
Flügel, wo er sieben Angriffe der pappenheimschen Reiterei abschlug. 
Eben so fruchtlos blieben die Versuche Tilly's, als er nach der Rückkehr 
von der Verfolgung der Sachsen sich gegen die Schweden wandte. Diese 
griffen bald selbst an. Der schwedische General Horn durchbrach sieg¬ 
reich die Linie der Feinde, während der König eine Anhöhe erstürmte, 
auf welcher der größte Theil des feindlichen Geschützes aufgestellt war; 
dieses ließ er sogleich in die Feinde spielen. Da wurde die Verwirrung, 
die Flucht unter ihnen allgemein. Siebentausend blieben todt auf dem 
Schlachtfelde; fast wäre Tilly selbst auf der Flucht umgekommen. Ein 
schwedischer Rittmeister, der ihm bereits mehre Wunden beigebracht hatte, 
war schon so nahe hinter ihm, daß er ihn mit dem Kolben seines Cara- 
biners in den Nacken schlug; da sprengte noch zur rechten Zeit der Her¬ 
zog Rudolf von Lauenburg herbei und schoß den Rittmeister nieder. 
Tilly flüchtete sich nach Halberstadt, wohin ihm Pappenheim mit vier¬ 
zehnhundert Reitern folgte. 
Durch diese entscheidende Schlacht veränderte sich sogleich die ganze 
Lage der Dinge. Dem Kaiser waren mit einem Schlage alle Vortheile 
des zwölfjährigen Krieges entrissen; er war vorläufig nicht zu fürchten, 
der schwedische Sieger hatte die Macht in seiner Hand; was Wunder,
	        
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