Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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„Ich kann nicht überall sein!" erwiederte er stolz. Er selbst setzte die 
Eroberung Aegyptens siegreich fort. Während einer seiner Generale, 
der junge talentvolle Desaix, ganz Oberägypten eroberte, drang er 
selbst über die Landenge Suez in Syrien ein, nahm Gaza und Jaffa mit 
Sturm und belagerte alsdann die feste Seestadt Acre. Achtmal ließ er 
seine Soldaten gegen die Mauern und Thürme Sturm laufen; aber der 
Befehlshaber der Stadt, der alte Pascha Dghezzar, von der englischen 
Flotte unter Sydney Smith unterstützt, schlug jeden Angriff ab. Un¬ 
terdessen rückte auch ein türkischer Heerhaufen zum Entsätze herbei. Bo¬ 
naparte schickte gegen denselben seinen General Kleber ab; dieser aber 
wurde von den Türken eingeschlossen. Sogleich eilte Bonaparte selbst 
herbei, warf sich stürmend auf den Feind, befreiete Kleber und vernich¬ 
tete fast das ganze türkische Heer. Dann legte er sich wieder vor Acre. 
Als aber immer neue türkische Heerhaufen herangezogen kamen; als 
selbst die Pest in seinem Heere ausbrach und fürchterliche Verheerungen 
anrichtete; da endlich mußte er die Belagerung aufheben. Die Kanonen, 
welche er nicht mitnehmen konnte, stürzte er in's Meer und kehrte, nach¬ 
dem er noch einmal einen wüthenden Blick auf den verhaßten Steinhau¬ 
fen, der ihm den Kern seines Heeres gekostet, geworfen hatte, nach Kairo 
zurück, wo er im Juni 1799 wieder anlangte. 
Erneuerung des Krieges in Europa. — Wenden wir uns 
zuvor wieder nach Europa. Hier that die französische Republik immer 
größere Gewaltschritte. Zu Rom war der französische Geschäftsträger 
Basseville ermordet worden. Sofort erklärte Frankreich den Krieg, und 
im Frieden von Tolentino im Februar 1797 mußte der Papst Avig¬ 
non und Venaissin an Frankreich, Bologna, Ferrara und Romagna 
aber an die cisalpinische Republik abtreten. Und als in einem neuen 
Aufstande zu Rom ein französischer General, der selbst diesen Aufstand 
gegen die rechtmäßige Regierung angestiftet hatte, vor dem Hause des 
französischen Gesandten ermordet worden war, da rückte B erthier, Bo- 
naparte's Nachfolger im Oberbefehle des italienischen Heeres, am 28. De¬ 
zember 1797 in Rom ein. Die päpstliche Regierung ward aufgehoben, 
und im Februar 1798 der Kirchenstaat in eine römische Republik 
verwandelt. Der Papst Pius VI. selbst, ein Greis von 82 Jahren, der 
gegen die rohe Gewalt nur Thränen und Gebete hatte, ward als Gefan¬ 
gener nach Frankreich abgeführt und starb zu Valence, im August 1799. 
— Mit dem Kirchenstaate hatte die Schweiz ein gleiches Schicksal. Hier 
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