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waren große Unruhen und Parteiungen ausgebrochen, die von den Fran-
zosen sorgfältig unterhalten und gepflegt wurden. Die glänzenden Vor¬
spiegelungen der Franzosen von Freiheit und Gleichheit hatten auch da&
sonst so biedere Volk der Schweizer verwirrt. In dem neu erworbenen
Wohlleben hatten diese der alten Freiheit vergessen, für welche ihre Vor¬
fahren so blutig gestritten hatten. Darum waren sie zum Untergange
reif. Ein französisches Heer rückte in die Schweiz und verwandelte die¬
selbe mit der Gewalt der Waffen in eine einzige, nngetheilte helvetische
Republik, frei dem Namen nach, in der That aber ganz von Frank¬
reich abhängig. Dann kam die Reihe an Neapel. Der König Ferdi¬
nand, wohl ahnend das nahende Schicksal, gedachte demselben zuvorzu¬
kommen und schloß sich an Frankreichs Feinde. Sogleich erklärte ihm
Frankreich den Krieg. Des Königes Heer wurde geschlagen, er selbst
flüchtete nach ©teilten, sein Land wurde am 25. Januar 1799 zur par-
then optischen Republik erklärt. (Parthenöpe war der älteste Name
von Neapel.) Eben so leicht bemächtigten sich die Franzosen Toscanas
und Luccas, so daß nunmehr fast ganz Italien unter ihrer Herrschaft
stand.
Um solchen Gewaltschritten ein Ziel zu setzen, schloß der englische
Minister Pitt, nach der Vernichtung der französischen Flotte bei Abu-
kir, mit dem russischen Kaiser Paul, Katharinas Sohn und Nachfol¬
ger, ferner mit Oesterreich und der Pforte die zweite große Coali-
1 i o n gegen Frankreich. In Deutschland trat der Erzherzog Karl auf
und trieb siegreich die beiden französischen Generale Zourdan und Mas¬
sen« über den Rhein zurück. In Italien führte der alte Suwarow, der
Stürmer von Praga, den Oberbefehl über das russisch-österreichische
Heer und erfocht mehre, wenngleich blutige, Siege über die französischen
Feldherren Moreau, Macdonald und Joubert, so daß ganz Italien bis
auf Genua und Nizza, von der Herrschaft der Franzosen befreiet ward.
Jetzt sollte Suwarow nach der Schweiz aufbrechen, um auch dieses Land
ihnen zu entreißen. Ein zweites russisches Heer, welches unter Kor-
sakow bei Zürich stand, sollte ihm zu diesem Unternehmen die Hanfr
bieten. Suwarow bahnte sich einen blutigen Weg über alle von den
Feinden besetzten Höhen und Pässe, und die friedlichen Alpenthäler er¬
klangen vom Waffengetöse der Krieger von der Wolga und Newa, von
der Loire und Schelde. Bevor er sich aber mit Korsakow vereinigen
tonnte, wurde dieser von Massena und Soult bei Zürich völlig geschla-