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schienen und habe ihm geoffenbart, es solle Johann von Leyden ein König
sein über den ganzen Erdboden, über alle Kaiser, Könige, Fürsten und
Gewaltige, er solle ausziehen mit seinem starken Heere und alle Könige
und Fürsten todten und nur diejenigen verschonen, welche Gerechtigkeit
lieben." Das ganze Volk staunte über diese neue Weissagung. Johann
aber sank in die Kniee und sprach: „Schon vor mehren Tagen, liebe
Brüder, hat mir Gott seinen Willen kund gethan; es war ihm aber nach
seiner Weisheit gefällig, ihn noch durch ein anderes Werkzeug zu bestä¬
tigen. Wohlan denn, du gebeutst, Allmächtiger, und dein Knecht gehorcht!"
Von dem ganzen Volke wurde nun der Schneider als König begrüßt.
Sein erstes Geschäft war, die bisherigen zwölf Richter abzusetzen. Dann
ordnete er sich einen förmlichen Hofstaat mit königlicher Pracht an. Der
Scharfrichter Knipperdolling wurde sein Minister, BernhardKrechting
sem Gehmnrath. Acht und zwanzig Trabanten bildeten seine Leibwache.
Von nun an erschien er stets in königlichem Gepränge, das Scepter in
der Hand; sein scharlachroter Mantel blitzte von Gold und Juwelen.
Ihm zur Seite gingen schön geschmückte Edelknaben, die ein Schwert,
eine Bibel, den Reichsapfel und die Krone trugen. Acht und zwanzig
Apostel wurden in alle Welt geschickt, seine Lehre und sein Reich und den
Untergang aller übrigen zu verkündigen. Diese alle aber wurden, statt
Bürger für das neue Reich zu gewinnen, vom Schwerte der Gerech¬
tigkeit erreicht.
Das Belagerungsheer machte unterdessen nur geringe Fortschritte;
aber um so verderblicher wüthete der Hunger unter den Aufrührern und
die Grausamkeit des neuen Königs, der jeden Tag mit Mordthaten be¬
zeichnete. Der ärmere Theil des Volkes, welcher schon mit Wurzeln,
Kräutern, Rinden und Baumblättern sich behelfen mußte, umschwärmte
mit bleichen, hohläugigen Gesichtern den König, wenn er in seiner Pracht
und Herrlichkeit durch die Straßen zog, und heulte um Brod. Empört
durch die Noth des Volkes und die Grausamkeit des Königes, wagte
einst eine seiner Frauen die freimüthige Aeußerung gegen ihn: „Ich
kann doch nicht glauben, Johannes, daß unserem Gott mit dem Elende
gedient ist, das du über diese Stadt gebracht hast." Da schrie Krechting
laut auf über die verwegene Aeußerung. Der König aber sah sie bloß
mit einem finsteren Höllenblicke an. Auf dem Markte wollte er ihr ant¬
worten. Und sogleich beschied er das Volk dahin. Er selbst erschien mit
allen seinen Weibern, ließ die Sünderin vortreten, niederknieen und die