— 49 —
Methode galt für die zweckmäßigste und behauptete selbst noch im acht¬
zehnten Jahrhundert ihren Ruf. Ein freier Geist bei unablässiger Auf¬
sicht, eine freundliche Herablassung der Lehrer zu den Schülern, und
eine zarte Sorgfalt für die Bewahrung ihrer Unschuld und Sittlichkeit
zeichnete sie vor anderen Schulen vortheilhaft aus. Alles, was nur den
Wetteifer beleben konnte, öffentliche Redeübungen, Belohnungen, Ehren¬
titel wurden angewendet, den Fleiß anzuspornen. Auch der Körper
wurde durch gymnastische Uebungen gebildet, und der äußere Anstand
durch theatralische Darstellungen verfeinert. Im Mittelpunkte aber
stand immer die Religion, auf welche Alles zurückbezogen wurde.
Die Jesuiten - Schulen aber waren nicht bloß Erziehungsanstalten
für Knaben, sondern auch Seminarien für Jünglinge, die in den Orden
treten wollten. Die talentvollsten und fähigsten von den Schülern wur¬
den ausgewählt und schon früh mit aller Sorgfalt für den Orden heran¬
gebildet. Erst nach mehrjähriger Prüfung ward ihnen ein Wirkungs¬
kreis angewiesen, der ihren Fähigkeiten und Kräften genau entsprechend
war. Auf solche Art kamen die Geschäfte nur in die Hände bewährter
Männer, und der segensreiche Erfolg ihrer Bestrebungen erwarb ihnen
die Liebe und das Zutrauen des Volkes. Fast in allen Künsten und
Wissenschaften traten unter ihnen ausgezeichnete Männer auf. Es gab
kein noch so schwieriges Geschäft, dem nicht irgend ein Jesuit gewachsen
war. In den Wildnissen von Paraguai in Südamerika gründeten sie
sogar eine christliche Republik und erhoben dieselbe durch weise Gesetze
zu einer eben so schnellen als herrlichen Blüthe. Und als im Jahre 1750
die Spanier, welche jenen Staat als zu ihrer Herrschaft gehörig betrach¬
teten, einige Distrikte desselben an Portugal austauschen wollten, wider¬
setzten sich die Eingebornen, welche sich glücklich fühlten unter der väter¬
lichen Regierung ihrer geistlichen Oberhäupter, mit bewaffneter Hand.
Seit der Zeit hegten Spanien und Portugal den tiefsten Groll gegen
den Orden und boten Alles auf, das Ansehen desselben zu untergraben.
Man kann denken, daß dieser Orden, welcher der damals um sich
greifenden Reformation wesentlich Abbruch that, vorzüglich von den An¬
hängern derselben angefeindet wurde. Fehler und Gebrechen einzelner
Mitglieder wurden mitunter dem ganzen Orden zur Last gelegt. Bald
aber erhoben sich auch selbst katholische Höfe gegen den großen Einfluß,
welchen der Orden auf alle Verhältnisse des Lebens ausübte, und gin¬
gen wiederholt den Papst um Aufhebung an. Der Papst Clemens XIV.
Welter's Weltgesch. III. 24. Aufl. T