— 119 —
Vorstellungen; Aufschub auf ein Jahr war Alles, was sie vom
Kaiser erhalten konnten. Aber innerhalb dieser Frist hatte sich
tote Lage her Dinge sehr geändert.
Wallenstein's Abdankung (1630). —'Im Jahre 1630
berief ber Kaiser einen Kurfürstentag nach Negensburg,
hauptsächlich um bie Wahl seines Sohnes zum römischen Könige
zu bewirken. Aber bie Wahlangelegenheit trat bald in bett
Hintergrund, bet ein gewaltiger Sturm gegen den mächtigen
Emporkömmling Wallenstein unb sein Heer von allen Seiten
losbrach. Alle Stände, die katholischen sowohl als bie prote¬
stantischen, erhoben laute Klagen über ben wegen seiner raschen
-Erhebung unb seiner unumschränkten Gewalt allgemein verha߬
ten Wallenstein unb über bie Zuchtlosigkeit seines Heeres. Alle
verlangten mit Ungestüm die Entlastung Wallenstein's unb seiner
verwegenen Raubs charen, besonbers Maximilian von Bayern,
der sich zurückgesetzt smtb, seit Wallenstein anführte. Frankreich
hetzte auch hier bie Fürsten; bentt bie Schwächung ber kaiser¬
lichen Macht stellte ja eine Bereicherung Frankreichs mit deut¬
schen Provittzen in lachenbe Aussicht. Mit schwerem Herzen
mußte sich eublich der betroffene Kaiser dem allgemeinen Wunsche
der Fürsten fügen und in Wallenstein's Abdankung willigen.
Wallenstein stand damals mit feinem Heere in Schwaben,
um die Fürsten zn Negensburg zu beobachten und nötigenfalls
betn Kaiser zu Hülfe zu eilen. Da kamen die Gesandten und
brachten ihm sein Urtheil. Wider Erwarten blieb er ruhig
und versprach, Gehorsam zu leisten. Er wußte schon von Allem
Und hatte es, wie er vorgab, in den Sternen gelesen. Wegen
seiner Entlassung schien er den Kaiser mehr zu bedauern, als
|u hassen. Er schrieb selbst an ihn, dankte ihm für fein bis¬
heriges Zutrauen und bat, ihm seine Gnade nicht gänzlich zu
entziehen. Die Gesandten entließ er fürstlich beschenkt. Auch
seinem Heere gab er bei der Entlassung große Geschenke, gleich¬
sam als Handgeld für die Zukunft, wenn er desselben wieder
bedürfen würde. Dann zog er sich, getröstet durch die Sterne,