Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

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Vorstellungen; Aufschub auf ein Jahr war Alles, was sie vom 
Kaiser erhalten konnten. Aber innerhalb dieser Frist hatte sich 
tote Lage her Dinge sehr geändert. 
Wallenstein's Abdankung (1630). —'Im Jahre 1630 
berief ber Kaiser einen Kurfürstentag nach Negensburg, 
hauptsächlich um bie Wahl seines Sohnes zum römischen Könige 
zu bewirken. Aber bie Wahlangelegenheit trat bald in bett 
Hintergrund, bet ein gewaltiger Sturm gegen den mächtigen 
Emporkömmling Wallenstein unb sein Heer von allen Seiten 
losbrach. Alle Stände, die katholischen sowohl als bie prote¬ 
stantischen, erhoben laute Klagen über ben wegen seiner raschen 
-Erhebung unb seiner unumschränkten Gewalt allgemein verha߬ 
ten Wallenstein unb über bie Zuchtlosigkeit seines Heeres. Alle 
verlangten mit Ungestüm die Entlastung Wallenstein's unb seiner 
verwegenen Raubs charen, besonbers Maximilian von Bayern, 
der sich zurückgesetzt smtb, seit Wallenstein anführte. Frankreich 
hetzte auch hier bie Fürsten; bentt bie Schwächung ber kaiser¬ 
lichen Macht stellte ja eine Bereicherung Frankreichs mit deut¬ 
schen Provittzen in lachenbe Aussicht. Mit schwerem Herzen 
mußte sich eublich der betroffene Kaiser dem allgemeinen Wunsche 
der Fürsten fügen und in Wallenstein's Abdankung willigen. 
Wallenstein stand damals mit feinem Heere in Schwaben, 
um die Fürsten zn Negensburg zu beobachten und nötigenfalls 
betn Kaiser zu Hülfe zu eilen. Da kamen die Gesandten und 
brachten ihm sein Urtheil. Wider Erwarten blieb er ruhig 
und versprach, Gehorsam zu leisten. Er wußte schon von Allem 
Und hatte es, wie er vorgab, in den Sternen gelesen. Wegen 
seiner Entlassung schien er den Kaiser mehr zu bedauern, als 
|u hassen. Er schrieb selbst an ihn, dankte ihm für fein bis¬ 
heriges Zutrauen und bat, ihm seine Gnade nicht gänzlich zu 
entziehen. Die Gesandten entließ er fürstlich beschenkt. Auch 
seinem Heere gab er bei der Entlassung große Geschenke, gleich¬ 
sam als Handgeld für die Zukunft, wenn er desselben wieder 
bedürfen würde. Dann zog er sich, getröstet durch die Sterne,
	        
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