Contents: Von der Völkerwanderung bis auf Rudolph von Habsburg (Bd. 4)

Kaiser Ottol der Große. 208 
gung deine Unterthanen strafest, und zuvörderst den Dienern 
Golles, den Wittwen und Waisen barmherziz die Hand rei— 
chest! Niemals fehle deinem Haupte das Oel der Erbar— 
mung, auf daß du für Gegenwart und Zukunft mit ewiger 
Belohnung geziert werdest!“ Dann ward Otto mit heili— 
gem Oele gesalbt, und ihm die Krone Karls aufgesetzt wo— 
bei die drei Erzbischöfe von Mainz, Cöln und Trier zu— 
gleich anfaßten. Endlich führten sie ihn im Königsschmucke 
die Stufen zum Throne hinauf, der zwischen zwei Mar— 
morsäulen stand, auf welchem er, vom ganzen Volke esn 
dem feierlichen Hochamte beiwohnte. Nach beendigtem Got— 
esdienste bewegte sich der Zug zum Palaste zurück, und der 
König setzte sich mit den Erzbischöfen au eine marmorne 
Tafel, wobei die Herzoze ihm aufwarteten. Der Franke als 
Truchse trug die Speisen auf, der Schwabe als Schenk 
goß den Wein ein, der Lothringer als Käm merer sorgte 
für die königlichen Gemächer, und der Bayer als Mar— 
fchall für das Hoflager und den Marstall. Das ist der 
Ursprung der deutschen Erzämter. 
Ot war von großer Gestalt, hatte einen langen Bart 
einen kahlen Scheitel, röthliche Gesichtsfarbe, einen grimmi— 
gen Blick, wie ein Löwe, aber auch Edelmuth, wie ein Löwe. 
Seine Kleidung und Lebensweise waren einfach. Er verstand 
vier Sprachen, lateinisch, deutsch, romanisch und slavisch. 
Seine erste Gemahlinn war die h. Edithal Dreimal em— 
pörte sich sein jüngerer Bruder Heinr ich gegen ihn und 
obschon ex dreimal Verzeihung erhielt, fiel er doch zum 
vierlen male wieder in seine Treulosigkeit, verlor aber noch 
mals im Kampfe, und wagte nun kaum noch Gnade zu 
hoffen. Da erschien er freiwillig vor seinem Bruder in der 
Weihnachtsnacht während der Christmesse in der Kirche, warf 
sich im Büßergewande ihm zu Füßen, und bat um sein Le— 
ben durch den Lebornen Heiland. Otto konnte sich der Thrä— 
nen nicht enthalten: er hob den Bruder auf, und gab ihm 
bald nachher das Herzogthum Bayern. Von nun an war 
Heinrich der treueste Vasall. 
Der Frankenherzog hatte einen sächsischen Herrn befeh— 
det ihm ein ganzes Dorf niedergebrennt, und unter den 
Bewohnern unmenschlich gewüthet. Dafür kam er mit einer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.