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sein Land zu ziehen. Schnell erhob sich der Ackerbau; Handel
und Gewerbe nahmen einen neuen Aufschwung. Auch Künste
und Wissenschaften fanden unter ihm besonderen Schutz. Vor¬
züglich aber sorgte er für die Bildung einer tüchtigen Hee¬
resmacht, um allen Ereignissen der Zeit gewachsen zu sein.
Bei der traurigen Lage, in welcher sich damals Polen befand,
gelang es ihm, Preußen durch den Vertrag von Welau
1657 von der polnischen Oberhoheit zu befreien, und im Frie¬
den zu Oliva (Kloster bei Danzig) 1660 bestätigten auch die
Schweden diesen Vertrag. So wurde er der eigentliche Stifter
von Brandenburgs und Preußens Größe. Die beiden vereinig¬
ten Länder bildeten die ersten großen Glieder zu dem Ringe,
welcher bald den Norden und Westen inniger als je verband.
Er war es, der am 28. Juni 1675 bei Fehrbellin jenen
glorreichen Sieg über die fast für unüberwindlich gehaltenen
Schweden, die Bundesgenossen der Franzosen, erfocht und Preu¬
ßens Namen in ganz Europa geachtet und gefürchtet machte.
Nach dem Kaiser war er unstreitig der erste deutsche Fürst.
Ihm folgte sein Sohn
Friedrich III. (1688 — 1701). — Dieser besaß die gro¬
ßen Eigenschaften seines Vaters nicht, dennoch gingen die Ver¬
besserungen des Landes auch unter ihm ununterbrochen fort, weil
erst jetzt die Aussaat seines großen Vorgängers recht zur Reife
fam. Er selbst war ein eitler prachtliebender Mann. ES
krankte seinen Ehrgeiz, daß sein nächster Nachbar, der Kurfürst
von Sachsen, König von Polen, und drr Prinz von Oranisn,
mit dem er Geschwisterkind war, König von England geworden
war, während er selbst noch immer Kurfürst hieß. Um nun
die Königskrone auch sich zu verschaffen, wandte er sich an den
deutschen Kaiser Leopold und suchte ihn für feinen Plan zu
gewinnen, in feinem vom deutschen Reiche unabhängigen Her¬
zogtums Preußen den Titel „König" anzunehmen. Er leistete
ihm das Versprechen: das Kurhaus Brandenburg solle bei jeder
Kaiserwahl dem Hanse Habsburg seine Stimme geben und in