Full text: Geschichte der neueren und neuesten Zeit (Theil 3)

selbst ein Schreiben richtete, in welchem es unter Anderm heißt: 
„Ich bezeuge vor Gott unb allen Creaturen, baß ich nie Wil¬ 
lens gewest, noch heutigen Tages bin, ber römischen Kirche unb 
Ew. Heiligkeit Gewalt auf einerlei Weise anzugreifen ober mit 
trgenb einer List etwas abzubrechen." 
Allein jenes Schweigen würbe, wie auch vorherzusehen 
war, nicht beobachtet. Der Streit hatte einmal bie Geister über 
bie Schranken ber Mäßigung hinweggeführt, unb es fehlte an 
einem Mittel, sie zu beschwichtigen. Einer ber größten Gegner 
Luther's war Doctor Eck, Lehrer an ber Universität Jngol- 
ftabt in Bayern, ein sehr gelehrter unb in ber heiligen Schrift 
vorzüglich bewanberter Mann. Dieser sorberte einen ber eifrig¬ 
sten Kämpfer für bie neue Lehre, ben Anbreas Karlstabt, 
Luther's Freunb unb Amtsgenossen, zu einem gelehrten Wett¬ 
streite in Leipzig heraus. Im Juni bes Jahres 1519 würbe 
bieser in Gegenwart bes Herzogs Georg von Sachsen unb einer 
großen Volksmenge geführt unb währte neunzehn Tage htnburch. 
Auch Luther selbst sanb sich ein unb nahm an ber Disputation 
Theil. Diese Disputation hatte aber ben Ausgang, welchen 
begleichen Streitigkeiten gewöhnlich haben; statt bie Gemüther 
zu vereinigen, erzeugte sie nur noch größere Erbitterung. Lu¬ 
ther, ben es äußerst kränkte, baß bie Leipziger ben Sieg seinem 
Gegner Eck zuschrieben unb biefem bctftir große Ehre erwiesen, 
faßte nun ben Entschluß, mit verdoppeltem Eifer auf ber ein¬ 
mal gebrochenen Bahn weiter zu eilen. Hatte er anfangs, wie 
schon Viele vor ihm, nur gegen Mißbrauche bes Ablasses ge¬ 
eifert, so verwarf er balb auch ben Ablaß selbst. Unb weil 
ihm seine Gegner bas Ansehen bes Papstes, als bes sichtbaren 
Oberhauptes ber christlichen Kirche, unablässig entgegenstellten, 
so läugnete er auch bieses unb trennte sich so nach unb nach 
in mehren wesentlichen Punkten von ben Lehren unb Satzungen 
ber katholischen Kirche. 
Enblich, ba alle gütlichen Mittel zur Beilegung bes Strei¬ 
tes fruchtlos waren, schritt ber Papst zur feierlichen Entscheid
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.