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düng gegen das ungesetzliche Alter des Knaben erwiederte der
Oberausseher der Militärschnle: „Ich bemerke hier einen Fun¬
ken, den man nicht sorgsam genug pflegen kann." Siebenzehn
Jahre alt wurde er Lieutenant und ergriff mit Begeisterung
die Sache der Republikaner. Die öffentliche Aufmerksamkeit
lenkte er zuerst bei der Belagerung von Toulon auf sich, und
als Preis seiner Auszeichnung daselbst wurde ihm der Ober¬
besehl über das Heer in Italien anvertraut. Hier eröffnete er
seine glänzende Laufbahn und entfaltete, zum Erstaunen Aller,
einen riesenhaften Geist, der vor keiner Anstrengung und Ge¬
fahr zurückbebte. Durch die unwiderstehliche Gewalt, die er
über die Gemüther der Soldaten ausübte, durch die glänzenden
Auszeichnungen und Belohnungen, mit denen er ihren Ehrgeiz
reizte, kurz durch jedes ihm zu Gebote stehende Mittel brachte
er in kurzer Zeit Ordnung, Folgsamkeit und Begeisterung in
das zerrüttete Heer. In raschen Zügen und Angriffen erfocht
er mit demselben Sieg aus Sieg über seinen Gegner, den öster¬
reichischen General Beanlieu, der unter Waffen grau geworden
war. Erschrocken trennte sich zuerst der König von Sardinien
von dem österreichischen Bande uud bat um WaffenstiÜstaud.
Er erhielt ihn gegen Abtretung von Savoyen und Nizza. Un-
anfhaltsanl rückte Bouaparte heran. Bei Lodi hatten die
Oesterreicher die über den Fluß Adda führende Brücke besetzt und
am Eingänge derselben eine große Menge Kanonen aufgepflanzt,
Um augenblicklich alle zu zerschniettern, welche es wagen wür¬
den, sie zu betreten. Desungeachlet beschloß Bouaparte den
Sturm. Auf seinen Befehl: „Vorwärts!" stürzten dreitausend
Grenadiere mit gefälltem Bajonnete, unter dem Rufe: „Es lebe
die Republik!" auf die Brücke; aber ein mörderisches Kartüt-
fchenfeuer streckte die Anstürmenden reihenweise 51t Boden.
Schon wichen die Grenadiere bestürzt zurück; da stellten sich
Bert hi er, Masse na uud Lan nes, die Unterbefehlshaber
Bonaparte's selbst an die Spitze, führten sie im Sturmschritte
über die Brücke, eroberten das Geschütz und schlugen das öster¬
reichische Heer in die Flucht. Dieser Sieg, den Bonaparte am
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