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Stellung der beiden Herzogthümer Schleswig-Holstein
zu Deutschland; ein Krieg, der, durch mehre Friedensschlüffe
unterbrochen, selbst am Ende des Jahres 1850 noch nicht ans-
gefochten war.
Auch im Schoße der Nationalversammlung selbst, welche
bie Grundrechte der deutschen Nation berieth, kam es, unter
ber innigsten Betrübniß aller wahren Vaterlanbssrennbe, zu
immer größeren Spaltungen unb Parteiungen, bie allen ge¬
deihlichen Fortgang hinderten. Es wurden Beschlüsse gefaßt,
die in der Ausführung auf unausführbare Hindernisse stießen.
Dem Könige von Preußen bot sie, am 2. April 1849, bie
beutsche Kaiserkrone an, welche biefer aber, ben übrigen Fürsten
gegenüber, in patriotischer Selbstentsagung ablehnte. Die Na¬
tionalversammlung sank immer mehr in ber öffentlichen Mei¬
nung; sie war in sich selbst zerfallen, ihre innere Lebenskraft
gebrochen, unb sichtbar ging sie ihrer Auflösung entgegen. Im
Mai 1849 riefen enblich bie meisten Negierungen ihre Abgeorb-
neten von berselbm zurück, unb bie Versammlung zählte nicht
mehr bie beschlußfähige Anzahl von Mitgliebern. So enbete
die deutsche Nationalversammlung, an welche sich so große
Hoffnungen geknüpft hatten! — Nach mehren neuen Erschüt¬
terungen vereinbarten sich am 26. September 1849 die beiden
Hauptmächte Deutschlaubs, Oesterreich unb Preußen, über ein
Interim, nach welchem bnrch eine gemeinschaftliche Behörbe
in Frankfurt a. M. bie Ceutralgewalt bis zum 1. Mai 1850
fortgeführt werben sollte. Die übrigen Negierungen traten bie»
ser Vereinbarung bei, nnb nun legte, am 20. Dezember 1849,
ber biebere Erzherzog Johann, ber bis bahnt, trotz aller
äußeren Hemmnisse, mit ebeler Aufopferung sich ganz bem
Dienste bes Vaterlaubes hingegeben hatte, seine Gewalt in bie
Hcinbe biefer neuen Centralbehörbe meber unb kehrte nach
Oesterreich zurück.
Um bie Zeit, als biefe neue Ceutral-Regieruug von Oester¬
reich nnb Preußen angebahnt würbe, hatten bereits beibe Staa-
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