So wurde das sogenannte lateinische Kaiserthum gegründet,
welches 57 Jahre, von 1204 bis 1261, unter der Herrschaft
der Abendländer blieb. Alsdann gelang es den Griechen, sich
wieder in beu Besitz ihres Reiches zu setzen. Zur Bekämpfung
der Ungläubigen geschah in diesem Kreuzzuge nichts.
Um diese Zeit trieb schwärmerische Begeisterung sogar
Scharen von Kindern zur Annahme des Kreuzes. Geleitet
von dem mißverstandenen Ausspruche Jesus, daß man den
Kleinen nicht wehren solle, zu ihm gu kommen, da solchen das
Himmelreich sei, verließen im Jahre 1212 über dreißigtausend j
Kinder aus Frankreich und zwanzigtausend aus Deutschland
das elterliche Haus und die Heimath, um in allem Ernste das j
heilige Land zu erobern. Den unschuldigen Kindern, glaubte j
man, würden die Ungläubigen wohl nicht widerstehen können.
Aber das Schicksal dieser kleinen Pilger war ein höchst trau-
riges. Sie starben entweder vor Hunger und Mattigkeit, oder
fielen sogar Sklavenhändler« in die Hände, welche ganze Schiffs-
ladungen derselben nach Aegypten an die Türken verkauften.
52. Heinrich VI. (1190-1197). — Philipp von Schwaben
(1197—1208) und Otto IV. (1197—1215).
Heinrich VI. - Nach Friedrich's I. Tode bestieg sein ,
Sohn, Heinrich VI., der schon längst von den deutsche» Fürsten i
zum Könige gewählt und bereits auch gekrönt war, den Thron |
und regierte sieben Jahre. Er war gebildet, von festem, ent-
schiedenem Charakter, aber auch hart und grausam. Dieses j
bewies er vorzüglich bei der Unterwerfung Apulieus und Sici-1
liens, des Erbreiches seiner Gemahlin Constantia. Mit dein
Tode des kinderlosen Königs Wilhelm IL war hier der nor-
mannische Stamm (1130—1189) erloschen, und die Sicilier
hatten aus Abscheu gegen die deutsche Herrschaft den Grafen
Tankred, und nach dessen Tode seinen Sohn Wilhelmiii. zuw
Könige ernannt. Diese machten dem Kaiser sein Erbland nochi
fünf Jahre streitig. Heinrich blieb jedoch Sieger. Alle Stüd^,