— 192 — 
ihn dreimal mit flacher Klinge sanft auf Hals und Schulter 
schlug. Das war der Ritterschlag. Dann schmückte matt 
den jungen Ritter auch mit Helm, Schild und Lanze und führte 
ihm ein Pferd vor, auf welches er sich sogleich schwang und es 
fröhlich durch die Menge der jubelnden Zuschauer tummelte. 
Große Feste beschlossen die Feierlichkeiten des Tages. Von nun 
an durfte er selbst die geringste Beleidigung nicht ungerächt 
lassen. Der Zweikampf, dasjenige Gottesurtheil, welches für 
das ehrenvollste und ritterlichste galt, entschied in vielen Fällen 
über Streitigkeiten der Ritter unter einander. Warf einer dem 
anderen seinen Handschuh vor die Füße, so war das ein Zev 
chen der Herausforderung, so wie das Ausnehmen desselben ein 
Zeichen des angenommeneu Zweikampfes. 
Wenn nun der Ritter in vollem Harnische einherritt, so 
daß das vorgeschobene Vistr selbst das Gesicht verdeckte, so war 
es ganz unmöglich, ihn zu kennen. Es war deshalb ein äuße* 
res Abzeichen uöthig, um sich den Seinigen im Kampfe kenn* 
bar zu machen. Hierzu wählte er das Bild eines Löwen, eines 
Hirsches, eines Bären, und seit den Kreuzzügen häufig das 
Bild des Kreuzes in vielerlei Gestalten in feinem Schilde. Das 
war der Ursprung der Wappen (Waffen). Durch Thaten 
der Kühnheit und Stärke bekamen diese Wappen etwas Feier* 
liches; sie gingen vom Vater auf den Sohn erblich über. Da* 
mit man aber die verschiedenen Seitenlinien, die dasselbe Wap^ 
pen im Schilde führten, von einander unterscheiden könne, so 
brachte man noch wohl besondere Verzierungen am Helme an, 
die man Kleinode nannte. Jetzt brauchte man nur den 
Schild und das Helmkleinod zu betrachten, und man kannte 
sogleich den Ritter. 
seitdem die großen und kleinen Lehen erblich geworden wa- 
reu, wurden auch die Namen der Ritter von ihren Besttznngett 
entlehnt. Früher nannte man jeden bei seinem Vornamen: 
Rudolf, Gottfried u. s. w., wie dieses zum Theil noch jetzt in 
Spanien Üblick ist. Jetzt kamen noch Geschlechtönamen hinzu,