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Erfindung des Pulvers, deren Urheber gewiß an nichts wem-
ger, als an Krieg und Schlachten gedacht hatte.*)
3. Erfindung der Buchdruckerkunst. — Unter allen
Erfindungen war diese die wichtigste und zugleich die schönste
Zierde des deutschen Namens. Früher gab es nur geschriebene
Bücher. Die Mönche vorzüglich beschäftigten sich mit dem Ab¬
schreiben, und es ist zum Erstaunen, wie weit diese es in der
Schönschreibkunst gebracht hatten. Die großen Anfangsbuch-
staben wurden sehr schön mit bunten Farben angemalt, auch
wohl mit Gold ausgelegt, oft sogar mit kleinen niedlichen
Bildchen umgeben. Solche Abschriften kosteten außerordentlich
viele Zeit und vielen Fleiß, und waren deshalb auch sehr theuer.
Eine einzige schöne Bibel kostete wohl dreihundert Thaler.
Darum konnten auch nur reiche und vornehme Leute Bücher
haben. Am größten war dieser Nachtheil für die Schulen, wo
nicht jeder Schüler, wie jetzt, sein Buch hatte. Der Unterricht
konnte deshalb auch nur höchst mangelhaft sein, weil er sich
fast einzig auf den mündlichen Vortrag des Lehrers beschrän-
ken mußte.
Der Buchdruckerkunst ging die Formschneidekunst, die schon
im Anfange des vierzehnten Jahrhunderts erfunden war, vor-
aus und bereitete jene vor. Es wurden nämlich in hölzerne
Täfelchen allerlei Bilder von Heiligen geschnitten, mit Farbe
bestrichen und dann auf Pergament oder Leinenpapier**) ab-
gedruckt. Die Heiligenbilder setzte man auch auf die damals
erfundenen Spielkarten, die ursprünglich gemalt worden waren.
*) Im Jahre 1846 wurde in Deutschland bic Erfindung gemacht,
Baumwolle so zu bereiten, baß sie bie Stelle des Schießpulvers vertreten
kann. Die hiermit angestellten Versuche haben sich seither ziemlich bewährt;
nur für ben Kriegsdienst ist bie Schießbaumwolle noch nicht geeignet be-
funbeu.
**) Anch bieses würbe in Deutschlaub erfunben, und die älteste Ur¬
kunde ans Leinenpapier ist ans dem Jahre 1318. Schon 1324 bestand zu
Ravensburg in Oberschwaben eine Papierfabrik.