— 168 —
großer Lebensgefahr et entgangen fei. Di- Verschworenen wurden
hingerichtet.
Nachdem die Ruh- hergestellt war, entschloß sich P-«-r. eine Meise
ms Ausland zn machen, aber nicht mit dem Pompe eines Czaren, sondern
d!oß als Mitglied einer Gesandtschaft, welche nach altrnsstscher Sitte die
auswärtigen Höfe besuchen sollte, und unter dem Titel eines Groß.Com-
mand-urs, Sc Fort war der Anführer dieser Gesandtschaft, die aus
mehr als zweihundert und siebenzig Personen bestand. Im April 1697
traten fte die Reise an. Der Zug ging über Königsberg. Hier wurden
sie von dem prachtliebenden Kurfürsten Friedrich III. von Brandenburg
auf das glänzendste empfangen. Peter gab sich alle Mühe, nicht erkannt
zu werden, aber eben dieses verriet ihn. Bei einem Gastmahle, das der
Kurfürst zur Ehre dieser Gesandtschaft gab. übernahm sich Peter so sehr
im Trünke, daß er beinahe seinen Freund Le Fort getötet hätte, weil
er sich durch einige Worte von ihm beleidigt hielt. Als er wieder zur
Vernunft kam, empfand er tiefe Rene darüber. „Ach!" rief er schmerzlich
aus, „ich null mein Volk gesitteter machen und vermag mich selbst nicht
zu zahmen!" Schon in Königsberg besuchte er die Werkstätten der '
Handwerker und Künstler und erkundigte sich mit Lernbegierde nach
allem, was ihm Neues vorkam. Dann ging die Reise weiter über Berlin
und Cleve nach Amsterdam. Amsterdam war ihm eine neue Welt.
Das Gewühl der Kaufleute, der Schiffer, der Soldaten; die Schleusen
die Dämme, die Maschinen, die Schiffe, alles erfüllte den jungen Czar
mit Erstaunen. Um weniger erkannt zu werden, trug er die Kleidung
eines holländischen Schiffszimmermannes und war vom frühen Morgen
bis zum späten Abend beschäftigt, mit allen Merkwürdigkeiten der Stadt
sich bekannt zu machen.
Von Amsterdam setzte er nach dem nahe gelegenen Dorfe Zaandam
über, dem Sitze des holländischen Schiffbaues. Hier erschien er als ge-
meiner Russe in vaterländischer Tracht und ließ sich unter dem Namen
Peter Michaelow in die Liste der Werkleute eintragen. Er bewohnte
sieben Wochen lang ein einfaches Häuschen, bereitete sich selbst sein Lager
und seine speise, führte den Briefwechsel mit seinen Ministern und ar-
beitete zugleich mit seinem Zimmermannsbeile an Mast und Kiel. Noch
jetzt zeigt man zu Zaandam die Hütte, welche er bewohnte. Seine Mit*
gesellen nannten ihn nicht anders als Peter Baas, d. i. Meister Peter.
Auch die Werkstatt der Schmiede, Tanschläger und Segelmacher besuchte
t