Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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Aber bald urteilte der König anders über den Kronprinzen. Frie¬ 
drichs Geist entwickelte sich früh und glänzend; eine glühende Liebe zu 
den Wissenschaften und Künsten erfüllte sein Inneres und ließ bald eine 
tiefe Kluft zwischen dem Sohne und dem Vater erscheinen, dem solches 
bei seinem nüchternen, praktischen Wesen als nutzlose Tändelei erschien. 
Dazu mißhagte dem Prinzen die karge Sparsamkeit des Vaters; er gab 
gern und reichlich, wie zur Linderung der Not Hülfsbedürftiger, so für 
seine eigenen Neigungen, die sich auf Ankauf von Büchern und von 
Kunstgegenständen, aber auch auf die Beschaffung einer reichen und 
glänzenden Kleidung erstreckten. Den Liebhabereien des Vaters, der sich 
über Tag mit der Besichtigung der Truppen befaßte und des Abends 
gern in dem berühmten sogenannten Tabaks - Kollegium vergnügte, 
schien der Prinz wenig Geschmack abzugewinnen und er ließ solches oft 
deutlich genug in seinen Mienen lesen. Darüber schalt dann der König, 
der sich äußerte, der Prinz sei hochmütig und habe zu nichts Lust, als 
seinem eigenen Kopfe zu folgen. — Vollends verdroß den Vater die 
Liebe des Sohnes zur Musik und namentlich zum Flötenspiel und seine 
Bewunderung, welche er der Dichtkunst zollte. In solchem Unmute 
äußerte er einstens: „Fritz ist ein Querpfeifer und Poet, er macht sich 
nichts aus den Soldaten und wird mir meine ganze Arbeit verderben." 
In den Augenblicken solcher Verstimmung, welche den König bei seinem 
heftigen Wesen um so mehr ergriff, als er fürchtete, Friedrich würde 
dem Kriegsruhme seiner Ahnen abtrünnig werden, ließ sich der Vater 
selbst zu argen Mißhandlungen des Prinzen hinreißen. Oft brach dieser 
hierüber in bittere Klagen gegen die Schwester aus und verschwieg selbst 
n'cht, daß er gewillt sei, einer solchen Behandlung auf die eine oder die 
andere Weise ein Ende zu machen. Er dachte aber dabei daran, sich 
seinem Vater durch die Flucht zu entziehen. 
Es war im Jahre 1730, als König Friedrich Wilhelm I. eine Reise 
nach Süddeutschland machte und dem Kronprinzen befahl, ihn auf dieser 
Zu begleiten. Dieses erachtete der Prinz für eine günstige Gelegenheit, 
seinen Fluchtplan endlich zur Ausführung zu bringen. Zu diesem Zwecke 
setzte er sich mit zwei befreundeten Offizieren, dem Lieutenant y njfatt.e, 
in Berlin und dem Lieutenant von Keitli in Wesel, ins Einvernehmen, 
"^on^insheim, zwischen Deilbronn'und Heidelberg, sollte die Flucht vor 
sich gehen, und beide Freunde" hatten den Auftrag, ihm dabei behülflich 
ZN sein. Eine ungenaue Adresse auf einem Briefe an den Lieutenant
	        
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