Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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liche Maßregel. Der General Cavaignac wurde zum Diktator mit 
unumschränkter Gewalt ernannt, und Paris in Belagerungszustand er- 
klärt. Nun begann in den Straßen ein furchtbarer Kampf, der vier 
Tage fortgeführt wurde und viele Opfer kostete. Am zweiten Tage, als 
der Kampf am schrecklichsten wütete, begab sich der Erzbischof von Paris, 
voll Erbarmen über das Bürgerblut, welches vergossen wurde, das Kru- 
Zifix und die Palme des Friedens in der Hand, unter die Empörer, um 
ihnen Worte der Versöhnung zu bringen; allein selbst der Apostel des 
Friedens sank, von einer Kugel durchbohrt, am Fuße einer Barrikade 
dahin. Erst am 26. Juni endete der Kampf mit der Besiegung der 
Meuterer. An 5000 Tote und noch einmal so viel Verwundete hatte 
dieser Straßenkampf gekostet. — Geschützt durch diese Maßregeln der 
Strenge wählte das Volk voll Begeisterung für den Ruhm und den 
Glanz des Napoleonischen Namens, Louis Napoleon, den Sohn des 
vormaligen Königes von Holland, zum Präsidenten der Republik, erst 
aus vier Jahre, dann aber, nach neuen bedrohlichen Vorgängen am 
2. Dezember 1851, auf zehn Jahre. Zugleich räumte es ihm eine fast 
unumschränkte Gewalt ein, um mit starker gewaffneter Hand den Revo- 
lutionsgelüsten und deren Greueln endlich ein Ziel zu setzen. Ja die 
Mehrzahl der Nation wünschte ihn sogar als Kaiser an die Spitze des 
Reiches gestellt, damit unter eines Mächtigen Scepter das Land endlich 
beruhiget und der Segnungen des Friedens teilhaftig werde. Und als 
es hierüber zur Abstimmung des Volkes kam, wurde Napoleon mit mehr 
als sieben Millionen Stimmen gewählt, und am l. Dezember 1852 dem 
Gewählten die Entscheidung des französischen Volkswillens überbracht. 
So endete auch für Frankreich vorläufig das Zeitalter der Revolution, 
ttttter dem zweiten Kaiserreich Napoleons III., dessen Wahlspruch lautete: 
(l'empire c'est la paix!) „Das Kaiserreich ist der Friede!" — schien das 
Land einer ruhigeren Zukunft entgegen gehen zu sollen. 
Dritte Unterabteilung. 
(Frankreichs vorübergehender Vorrang unter Napoleon III., und das 
Obsiegen der preußisch-dentschen Großmacht.) 
1. Frankreichs Borrang unter Napoleon III. 
Selten mag das frühere Leben eines Mannes, der später eine Krone 
trug, so buntbewegt, ja so abenteuerlich gewesen sein, als dasjenige
	        
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