Full text: Geschichte der neueren Zeit (Teil 3)

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Bonjen wird die Zahl der Opfer des Bauernkrieges etwa auf 100 000 
berechnet; der Verlust an zerstörtem Eigentum, besonders auch an 
Kunstschätzen, ist unberechenbar. Noch jetzt find die Ruinen vieler Burgen 
und Klöster Zeugen jenes Gewittersturmes, der über unser Vaterland 
Zerstörend dahin fuhr. 
Fortgang der kirchlichen Bewegung. — Man hätte denken sollen, 
friefe traurigen Ereignisse, welche mit der Reformation so eng zusammen- 
hingen, hätten ihrer Ausbreitung große Hindernisse in den Weg legen 
wüssen; nichts desto weniger hatte sie ihren Fortgang und schied von 
Zeit zu Zeit noch mehre Lehren und Einrichtungen der alten Kirche von 
stch aus. Die Messe wurde abgeschafft, und der Gottesdienst in deutscher 
Sprache gehalten; die Mönche ihrer Gelübde entbunden, und jedem die 
Freiheit erteilt, das Kloster zu verlassen. Allen Geistlichen ward die 
Ehe gestattet; Luther selbst vermählte sich mit einer ausgetretenen Nonne, 
Katharina von Bora. Von den sieben Sakramenten der katho¬ 
lischen Kirche behielt er nur zwei bei, die Taufe und das Abendmahl 
(unter beiden Gestalten). Der damalige König von England, Hein- 
rich VIII., schrieb deshalb eine lateinische Abhandlung gegen ihn, in 
welcher er die Lehre der katholischen Kirche von den sieben Sakramenten 
verteidigte. Er erhielt dafür vom Papste den ehrenvollen Titel: de- 
fcnsor fidei — Verteidiger des Glaubens, — gleichwie die 
Könige von Frankreich schon seit langer Zeit durch den Titel der Aller- 
christlichsten, und die Könige von Spanien durch den der Katho- 
Zischen ausgezeichnet worden waren. Auch der gelehrte E r a s m n s aus 
Rotterdam, einer der berühmtesten Männer seiner Zeit, der aber in un- 
rühmlicher Weise bislang keine entschiedene Stellung zu den großen 
Tagesfragen genommen hatte, trat jetzt öffentlich gegen Luther auf und 
Gereuete, dessen Sache durch frühere Schriften befördert zu haben. 
Die neue Kirchengemeinde beschränkte sich bald nicht blos auf das 
Gebiet des Kurfürsten von Sachsen; sie fand auch nach und nach in 
anderen Ländern, so in Thüringen, Hessen, Mecklenburg, einzelnen 
Teilen von Braunschweig, in dem Ordenslande Preußen — welches 
dadurch im Jahre 1525 in ein erbliches Herzogtum für den deutschen 
Hochmeister Albrecht von Brandenburg verwandelt wurde, — 
wie auch in Dänemark und Schweden Eingang. — Nicht unbedeutende 
äußere Vorteile erwuchsen den einzelnen Fürsten aus der Einführung 
^er Reformation in ihre Staaten. Alle Verbindung mit Rom ward da-
	        
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