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oder kleinasiatischen Kolonisten zu verdanken haben mögen;
Alles haben sie später eigentümlich umgeprägt und zu einem
neuen Ganzen verschmolzen, in welchem keine fremdartige Bei-
Mischung mehr zu erkennen ist.
Das Heldenzeitalter (1300 bis gegen 1100 v. Chr.). —
Bald erwachte in Griechenland ein Heldengeist in eigentüm¬
licher Größe. Körperkraft und kühner Mnth galten sür's Höchste;
Waffen waren die köstlichsten Schätze. Während die Frauen in
stiller und abgesonderter Häuslichkeit wohnten und webten,
übten sich die Männer in ritterlichen Spielen, oder durchzogen,
bald einzeln, bald in ganzen Scharen, das Land, um es von
Räubern und wilden Thieren zu säubern; denn damals hau-
seten noch in dem Dickicht der Wälder wilde Eber, in den
sumpfigen Seen gräuliche Schlangen, Berg und Thal erscholl
vom Gebrülle der Löwen und Büffel. Auch fern von der Hei-
math, in weit entlegenen Ländern suchten sie Kampf und Beute.
Menschen und Vieh wurden im Triumphe als Siegesbeute
fortgeführt. Durch ihre Großthaten haben sich Herkules,
Theseus, Perseus, Belleröphon und andere Helden
der grauen Vorzeit einen solchen Ruhm erworben, daß ihre
Nachkommen voll Erstaunen sie als Halbgötter verehrten und
ihre wunderbaren Thaten in schönen Liedern besangen. Kämpfe
mit Drachen, Riesen und Ungeheuern aller Art, selbst obenteuer»
liche Reisen in die Unterwelt sind in den Sagen und Liedern
von den Großthaten dieser Helden nichts Seltenes. So heißt
es von Herkules, er habe schon als Kind in der Wiege zwei
Schlangen wie zarte Faden zerrissen. Als Knabe soll er einen
Olivenbaum aus der Erde gewunden, aus diesem sich eine
Keule verfertigt und hiermit einen Löwen erschlagen haben,
dessen Haut ihm dann als Umwurf diente.
Der Argonauten zu g (um 1250 vor Ehr.). — Zuerst
unternahm Jason, ein thessalischer Fürst, in Verbindung mit
dem Kerne der griechischen Heldenjugend, eine höchst abenteuer¬
liche Fahrt auf dem Schiffe Argo, um das goldene Fließ oder
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