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ZU einem neuen Versuche der Rache und Rettung. Fünfzehn
Jahre lang wüthete dieser Krieg. Sieg und Verlust wechselten
aus beiden Seiten. Schon verzagten die bedrängten Spartaner,
als sie durch die erhabenen Schlachtgesänge des Atheners Tyr-
täus, den sie auf Befehl des Orakels zum Anführer gewählt
halten, von Neuem zum Kampfe und Siege begeistert wurden.
Auch viele Verbündete verließen die Sache der Messenier und
gingen zu den Spartanern über. Dennoch zagte Aristomenes
nicht. Elf Jahre lang vertheidigte der messenische Held ritter-
lich die Bergfeste Eira, und als diese endlich durch den Ver-
wth der Verbündeten fiel, stellte er sich an die Spitze seiner
noch übriggebliebenen Truppen, nahm Weiber, Greise und
Kinder in die Mitte und bahnte sich einen Weg mitten durch
den Feind, der es nicht wagte, den Zug der Verzweifelten an-
zugreifen. Sie verließen den he:mathlichen Boden, auf welchem
ihnen das kostbarste Gut, die Freiheit, nicht beschieden war,
und gingen zur See, um sich unter einem anderen Himmel
ein neues Vaterland zu suchen. Viele kamen nach Sicilien und
ließen uch in der Stadt Zankle nieder, die von ihnen den Na-
men Messene (jetzt Messina) erhielt. Alle im Lande zurück-
gebliebenen Messenier wurden von den Spartanern zu dem
traurigen Schicksale der Heloten verurtheilt, blieben aber auch
jetzt noch ihren Ueberwindern immerdar gefährlich.
Sparta's Obergewalt in Griechenland. — Durch
ben glücklichen Ausgang dieses Krieges wurde Sparta der
mächtigste und angesehenste Staat im Peloponnes. Auch auf
übrige Griechenland dehnte es sein Ansehen aus, und es
gewann eine Art von Vorrang vor allen übrigen Staaten, den
man mit einem griechischen Worte Hegemonie, d. i. Ober-
anführung, nennt. Die Leitung der Angelegenheiten bei ge-
meinsamen Unternehmungen und die Oberanführung des ver-
Kündeten Heeres waren eben so natürliche als gewöhnliche Fol-
' gen dieser Hegemonie. Erst während der Perserkriege verlor
Sparta diese Hegemonie an Athen.
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