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Namen Cato, sei es aus Haß gegen Karthago, oder aus Furcht
vor demselben. Jede öffentliche Rede, die er hielt, schloß er
mit den Worten: „Und endlich sage ich noch, Karthago muß
zerstört werden." Aber Karthago trieb ruhig seinen Handel
und hütete sich wohl, die Römer zu beleidigen.
Da mußte es nun geschehen, daß Masinissa, der König
des benachbarten Numidiens, ein Freund und Bundesgenosse
der Rötner, so ohne alles Recht in das Gebiet der Karthager
siel. Zu den Waffen durften sie nicht greifen, das wußte die¬
ser König wohl; vielleicht war er selbst von den Römern dazu
aufgehetzt worden, um nur eine Veranlassung zu dem Vertil-
gnngskriege gegen Karthago zu finden. Daher war er auch
mit jedem Tage übermüthiger und fetzte feinen Neckereien keine
Grenze. Die bedrängten Karthager erhoben hierüber bittere
Klagen in Rom, wurden aber kaum angehört. Da endlich
gebrauchten sie das Recht der Nothwehr und ergriffen gegen
i den iibermüthigen Nachbar die Waffen. Zu gleicher Zeit aber
schickten sie schleunigst Gesandte nach Rom, um wegen dieser
Nothwehr um Verzeihung zu bitten und Land und Volk den
Römern zu unterwerfen. So gewaltig wirkte der Schrecken
des römischen Namens, oder das Gefühl eigener Schwäche und
Wehrlosigkeit! Diese forderten dreihundert der vornehmsten
Jünglinge als Unterpfand ihrer Unterwerfung. Sie wurden
ihnen ausgeliefert. Und doch gingen die Confuln, weil der
Untergang der alten Feindin heimlich beschlossen war, von
Sicilien aus unter Segel und landeten au der afrikanischen
Küste. Jetzt forderten sie die Auslieferung der Schiffe. ■ Auch
! diese wurden ausgeliefert; die Römer verbrannten sie mit höh«
nendem Uebermuthe vor den Augen des zitternden Volkes.
„Auslieferung aller Waffen und Kriegsgcräthe!" lautete da
wieder der Befehl. Mit schweigender Angst gaben die Kartha-
ger auch diese hin. Nachdem sie fo entwaffnet und aller Ver-
theidignngsmittel beraubt waren, kam der letzte und furchtbarste
Befehl: „auszuziehen mit Weib und Kind von der Heimath,
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