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Wohnorte. Am Arno liegt Florenz (230000 E.), eine der schönsten Städte der Erde, mit
großartigen Palästen und Sammlungen, Hauptsitz der Strohhntslechterei. Zu beiden Seiten
des Tibers liegt Rom (540000 E.), die berühmteste Stadt Italiens, Sitz des Königs von Italien
und des Papstes. Im Altertum war Rom die Beherrscherin des blühendsten Weltreiches,
im Mittelalter der Sitz einer geistlichen Weltherrschaft. Es enthält Kunstschätze und Bauwerke
aus den: heidnischen Altertum (Forum, Engelsburg, Amphitheater) und der christlichen
Zeit (Katakomben, Vatikan,- Peterskirche). An dem wegen seiner Schönheit berühmten
Busen von Neapel liegt Neapel (720000E-), Italiens volkreichste Stadt, zugleich
einer der bedeutendsten Handels- und Industrieplätze Italiens. „Sieh Neapel und stirb!"
Tieses Wort des Italieners kennzeichnet die herrliche Lage und reizvolle Umgebung der
Stadt. In der Nähe erhebt sich der Vesuv, der bekannteste feuerspeiende Berg. Seinen
Fuß umsäumen liebliche £bsthame und Weinberge. Höher hinauf bedecken mächtige Fels¬
blöcke, Lava und Asche den Boden. Ter Gipsel birgt eine gewaltige Öffnung, den Krater,
aus dem ständig schwefelgelber Wasserdampf emporquillt. Im Jahre 79 n. Chr. begrub ein
gewaltiger Ausbruch des Vesuv drei blühende Städte, die an seinem Fuße lagen. In un¬
serer Zeit hat man Teile des untergegangenen £rtes Pompeji wieder ausgegraben. Zu-
letzt hat der Vesuv im Jahre 1906 wieder größere Verheerungen angerichtet. Südlich von
Neapel die liebliche Insel Capri mit der Blauen Grotte.
Sizilien, etwa doppelt so groß als das Königreich Sachsen, wird von Italien
nur durch die 3% km breite seichte Meerenge von Messina getrennt. Tie Insel
bildet die natürliche Brücke nach Afrika (Tunis) und wird von der Fortsetzung der
Apenninen durchzogen. An der Lstseite erhebt sich völlig vereinzelt aus der Ebene
der Riesenkegel des Ätna (3309 m), ein tätiger Vulkan und der höchste Berg von
ganz Italien. Tie Insel hat fruchtbaren Boden, ist aber nur an der Küste gut be-
baut. Sie liefert namentlich viel Weizen, wie schon im Altertum, und Baumfrüchte.
An der Südküste befinden sich große Schwefellager; Sizilien liefert etwa 20mal
soviel Schwefel als alle Länder der Erde. Der Nordrand ist ein ununterbrochener
Fruchthain, der Apfelsinen, Zitronen, Öl, Johannisbrot und Mandeln liesert.
Hier liegt Palermo (340000 E.), die erste Handels- und Seestadt Siziliens. Messina
(130000 E.) an der Meeresstraße gleichen Namens, ehedem eine prächtige Stadt,
wurde 1908 durch ein Erdbeben fast völlig zerstört. Weiter südlich liegt an der
Ostküste Catania (210000 E.), die freundlichste Stadt Siziliens mit bedeutender
Seidenindustrie. Sizilien kann wie im Altertum so heute noch als die Äorn-
kammer Italiens bezeichnet werden; auch ist es das erste Schweselland der Erde.
Südlich von Sizilien liegen die Maltainseln. Sie gehören den Engländern
und beherrschen den Verkehr zwischen dem westlichen und dem östlichen Becken
des Mittelmeeres. Tie Insel Sardinien, im westlichen Mittelmeerbecken ge-
legen, ist ein rauhes und wenig bebautes Gebirgsland, doch reich an Mineralschätzen
(Blei, Zink). Sie gehört zu Italien, während die nördlich davon gelegene Insel
Korsika, die Heimat Napoleons, sich in französischem Besitz befindet.^ An Napoleon
erinnert auch die zwischen Korsika und dem Festlande liegende eisenreiche Insel
Elba.
Bewohner. Tie Italiener sind in bezug aus Abstammung (Romanen)
und Religion (Katholiken) ein einheitliches Volk. Seit 1871 ist Italien ein kon¬
stitutionelles Königreich. — Der Italiener liebt Poesie und Gesang, wozu seine
vokalreiche Sprache anregt. Sein künstlerischer Geschmack zeigt sich namentlich auch
in der Anlage von schönen Gärten. Die Masse des Volkes ist arm und genügsam.