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Der b eiltae Bonisacius. — So groß auch bie Verbienste bieser
Männer unb ihrer Genossen unb Schüler waren; es ist boch einer, ber
die beutsche Kirche begrünbete, unb bem vorzugsweise ber Name „Apostel
der Deutschen" gebührt. Dieser ist ber glaubenseifrige Benebiktinermönch
gftinfrieb w* Mpsts?r in Englanb. Schon von Jugenb auf war
seine Seele von bem feurigen Wunsche erfüllt, bert Heiben bie Worte bes
Lebens zu verkünbigen. In ber Einsamkeit bes Klosters bereitete er sich
zu seinem schweren Berufe vor. Dann verließ er mit Genehmigung seines
Abtes bas Kloster seiner Heimat unb ging nach Rom, um sich vom
Papste zu seinem ebelen Werke weihen zu lassen. Er war es nun,
ber von 716 bis 755. mit unermüblichem Eifer unb wunberbarem Er-
folge in bas Dunkel ber deutschen Wälber drang, um ben Bewohnern
das Sicht bes Evangeliums anzuzünben. Zunächst zog er zu ben Friesen
unb Hessen. Von allen Seiten brängten sich bie Heiben zu ihm unb lie¬
ßen sich taufen. Auch legte er Klöster an unb verbanb mit benfelben
Schulen, bamit sich von hier aus nach unb nach mehr Bilbung über
Deutfchlanb verbreite. Als er barauf bas zweite Mal nach Rom kam,
ernannte ihn ber Papst Gregor II. zur Belohnung feines apostolischen
Eifers zum Bischöfe von Deutfchlanb unb gab ihm ben Namen Bonifa-
cius (Wohlthäter). So zog er nun im Auftrage bes Papstes über bie
Alpen burch Bauern wieber nach Hessen unb Thüringen, lehrte überall
das Wort Gottes mit bem besten Erfolge unb zertrümmerte bie Götzen-
bilber. Bei Geismar in Hessen stanb eine uralte, bem Donnergotte
heilige Eiche, unter welcher die heibnifchen Bewohner biefer Gegenb ihre
Opfer barzubringen pflegten. Sobalb aber ber heilige Bonifatius er¬
fuhr, baß biefer Baum für unverletzlich galt, legte er, um ben Aberglauben
zu überführen, bie Axt an benfelben. Erschrocken stauben bie Heiden
umher unb blickten balb nach bem Apostel, balb nach bem Himmel, ob
ihre Götter keine Blitze zerschmetternb auf ben kühnen Frevler herab»
fchleu'oern würben; aber ber Baum fiel, unb ber Apostel staub unver¬
letzt. Der Fall ber Eiche war ber Fall bes Heibentums. Die Heiben
entsagten ihren ohnmächtigen Göttern, welche ihr Heiligtum nicht ein¬
mal vor schwachen Menschenhänden hätten schützen können, unb ließen
sich taufen. *)
*) Wir haben noch ans jener Zeit eine von der Kirche zum Behufe der Neu-
bekehrten entworfene Teufelsentsagung und ein Glaubensbekenntnis, die zugleich
als alte Denkmäler unserer Sprache merkwürdig sind. Sie lauten also: