fullscreen: Geschichte des Mittelalters (Theil 2)

27 
zogen war, bot ihren ganzen Einfluß auf, um auch ihren Ge¬ 
mahl, der noch dem finsteren Heidenthume anhing, dafür zu ge¬ 
winnen. Aber sein wildes Gemüth wies immer die milden 
Lehren des Christenthumes von sich. Es schien ihm thöricht und 
vermessen, seinen alten Göttern zu entsagen, die ihm noch in 
allen Schlachten den Sieg verliehen hatten. Doch was der 
Gattin Liebe angefangen und vorbereitet hatte, half die Noth 
vollenden. Im Jahre 496 brach ein Krieg aus zwischen den 
Franken und ihren Grenznachbaren, den Alemannen, deren An¬ 
griffen Gallien fortwährend ausgesetzt war. Der Name dieser 
gefürchteten Nachbaren war den Franken in Gallien so bekannt, 
daß ihn die Franzosen noch jetzt dem ganzen deutschen Volke 
(^.Uemeiräs) geben. Bei Zülpich im Jülichschen (zwischen 
Bonn und Aachen) ward blutig gestritten. Der Sieg schwankte 
lange; endlich neigte er sich auf die Seite der Alemannen. In 
dieser Noth gedachte Chlodwig dessen, was ihm seine Chlotilde 
von dem mächtigen Christengotte erzählt hatte. Und alsbald 
streckte er inbrünstig seine Hände zum Himmel aus und betete: 
„Hilf mir, Jesus Christus, denn meine Götter verlassen mich. 
Wenn du mir beistehst in dieser Noth, so will ich an dich glau¬ 
ben." Und siehe, wie durch Zauber ordneten sich seine Reihen 
wieder. Schrecken ging vor ihnen her. Es war, als hätten 
unsichtbare Geister den Kampf übernommen. Der Feind wich 
zurück, der Anführer fiel, und nun warf alles Wehr und Waffe 
ab und eilte voll Entsetzen in wilder Flucht durch- und überein¬ 
ander vom Kampfplatze. Dieser Sieg verschaffte ihm die Herr¬ 
schaft über den nördlichen Theil von Alemannien, am Rhein und 
Main; der südliche begab sich unter die Herrschaft der Ostgothen. 
Chlodwig erfüllte nun auch sein Gelübde. Am Weihnachts¬ 
feste desselben Jahres (496) ließ er sich zu Rheims feierlich 
taufen. Nach der Taufe salbte ihn auch der Bischof Remigius 
zum Könige der Franken. Eine Taube, •— geht die Sage, — 
brachte zu dieser Feierlichkeit ein Fläschchen mit Salböl vom 
Himmel, das auch bei allen folgenden Krönungen gebraucht wurde.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.