Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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stimmten Ziele wurde das Pulver erst nach 1300 angewendet, und zwar zuerst 
aus Mörsern und Kanonen, dann aus tragbaren Gewehren mit Lunten, Flint- 
stein 2C 2C. Da die Schießwaffe dem Ritter als unedles, hinterlistiges Kampf- 
mittel galt, zog sich der Adel von dem Kriegsdienste mehr zurück und überließ 
denselben Söldnern. So zerfiel das Ritter- 
tum vollends, und damit wurden Mittelalter- 
liche Zustände mehr und mehr beseitigt. Das 
schwere Geschütz, das auch die stärksten Man- 
erbefestignngen zerschmetterte, kam aber Haupt- 
sächlich dem Königtnme und Bürgertume zur 
Unterdrückung der Adelsmacht zustatten. 
3. Die Suchdruckerkunst. Auf den gei- 
stigen Verkehr und die Verbreitung der Bil- 
dung hatte zunächst die Erfindung eines 
einheimischen Schreibstoffes den 
tiefgehendsten Einfluß. Früher schrieb man 
entweder auf einen aus den Basthüllen der 
Papyrusstaude hergestellten Stoff, später 
auf gegerbte, besonders zubereitete, Eselshäute 
(Pergament, nach der Stadt Pergamnm in 
Kleinasien benannt). Noch später bediente 
man sich des von den Arabern bereiteten 
Baumwollenpapiers und schließlich des Lei- 
nenpapiers, das man entweder in Südwest- 
deutschend oder in Italien zuerst ver- 
fertigte. Da man sogar Abfälle, leinene 
Lumpen, zu verarbeiten lernte, so wurde das Papier äußerst wohlfeil 
und dadurch geeignet, die Volksbildung in weitesten Kreisen zu befördern. Die 
Billigkeit der Bücher wurde aber erst durch den Buchdruck ermöglicht; dieser 
ging aus dem Holztafeldruck hervor. Man schnitt Bilder und Buchstaben, 
je eine Seite groß, in Holz, bestrich die Tafel mit Farbe und druckte sie, nicht 
mit der Presse, sondern mit dem Reiber auf befeuchtetes und festgeklopftes 
Papier flb. Es waren dies entweder Bilder mit Umschriften (Spielkarten) oder 
ganze Bücher („Armenbibel" — biblia pauperum). Endlich gelang es dem 
Johann Gensfleisch, nach seiner Mutter zum Gutenberg genannt, der 
Buchdruckerei eine allgemeine Verwendung zu verleihen. Er stammte ans einer 
angesehenen Adelsfamilie in Mainz, war etwa 1400 geboren und mußte, 20 Jahrö 
alt, infolge eines Aufstandes der Bürger gegen die Patrizier, fliehen; er ging 
nach Straßburg, kehrte aber dann nach Mainz zurück und fand bei seiner Geld- 
Gutenbergdenkmal in Straßburg. *) 
*) Inschrift der Rolle: Et la lumiere fut (Und es ward Licht). 
Georg-Eckert-tnatitul 
für internationale 
Schulbuchtorechvog 
Braunschwetg 
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