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Minden, Bremen, Verden, Hildesheim und Halberstadt. So war nach einem
Kriege, der im ganzen 30 Jahre lang währte, der trotzige Sinn der Sachsen
erweicht, und das Christentum faßte bald so festen Fuß, daß um 830 der
„Heliand" entstehen konnte, ein herrliches Gedicht, das in altsächsischer Sprache
und im Stabreime das Leben Jesu behandelt.
3. Der Langobardenkrieg (773-774). Karl hatte seine Gemahlin Desi-
derata ihrem Vater, dem Langobardenkönige Desiderius ohne rechten Grund
zurückgeschickt und statt ihrer eine schwäbische Herzogstochter. Hildegard, geheiratet.
Kurz zuvor war Karlmanns Witwe mit ihren Kindern zu Desiderius geflohen,
und dieser verlangte nun von dem Papste Hadrian I., er solle Karlmanns Söhne
zu Frankenkönigen salben. Hadrian aber weigerte sich und rief den König Karl
zuHilfe. Dieser folgte gerne dem Rufe und zog mit einem gewaltigen Heere
über die Alpen. Ein Spielmann, dem er dafür so weit Land versprach, als
der Ton seines Hornes reiche, führte ihn über den Mont Cenis, während
sein Oheim Bernhard mit einem andern Teile des Heeres über den seitdem nach
ihm benannten Großen St. Bernhard ging und in Turin mit ihm zusam¬
mentraf, Die laugobardische Hauptstadt, von Flüchtigen überfüllt, ergab sich
nach zehn Monaten, mehr durch Hunger und Seuchen, als durch Waffen
bezwungen. Desiderius entsagte der Krone, wurde seiner Königslocken beraubt
und mit seiner Familie ins Kloster Corvey an der Weser geschickt. Karl aber
setzte sich selbst die „eiserne Krone" der Langobarden auf und nannte sich fortan
„König der Franken und Langobarden". Das Osterfest beging er in Rom; hier
bestätigte er dem Papste den Besitz der Städte von Aneona bis Ravenna und
wurde zum Schutzherrn (Patricias) der römischen Kirche ernannt.
Die „eiserne Krone" ist ein breites Diadem (Stirnband) von gediegenem Golde, reich
mit ungeschliffenen Edelsteinen besetzt. Sie ist innen von einem eisernen Reise zusammen-
gehalten, welcher, wie man sagt, ans einem Nagel vom Kreuze Christi geschmiedet wurde.
Sie wird heute im Johannisdome zu Mouza nördlich von Mailand aufbewahrt.
4. Krieg gegen die Mauren in Spanien. 778. Als Karl zu Paderborn 777
Reichstag hielt, erschienen Gesandte, auffallend durch ihr Aussehen und ihre
Tracht vor ihm; es waren maurische Edle aus Spanien, in langem Kaftan
und buntem Turban, um für den Statthalter Soliman von Saragossa (am
Ebro) Hilfe gegen den Chalifen von Cordova, Abderrahman, zn erbitten. Karl
gewährte sie gerne, zog über die Pyrenäen und nahm Saragossa sowie alles
Land bis zum Ebro ein. Darauf setzte er deu verjagten Statthalter wieder
ein und nahm ihn in Lehnspflicht. Das war freilich kein großer Erfolg, aber
er konnte wegen des Sachsenaufstandes nichts weiter unternehmen. Auf dem
Rückmärsche wurde sein Nachtrab unter dem tapferen Markgrafen Roland von
den verräterischen Basken in dem Pyrcuäeuthale von Roneevalles überfallen
und niedergemacht. Später bildete sich hier, zwischen Pyrenäen und Ebro, die
Spanische Mark.