Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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lerno mit dem bittern, aber ehrlich gemeinten Sorte: „Ich habe das Recht ge- 
liebt und das Unrecht gehaßt; deshalb sterbe ich in der Verbannung" Seme Nach- 
folaer ließen es aber nicht zum Frieden kommen. Ja, der Kaiser erlebte an zwei 
Söhnen Undank und Verrat. Der erste, Konrad, wurde abgesetzt und starb m 
Reue. Der zweite. Heinrich, nahm ihn sogar, nachdem er ihn heuchlerisch ge¬ 
täuscht hatte, gefangen und setzte ihn auf das Schloß Ingelheim. Doch entkam 
der Kaiser aus der Haft und wollte gerade ein Heer sammeln, als er am 
7. August 1106 in Söttich vom Tode erlöst wurde. Fünf Jahre blieb rne 
Kaiserleiche in ungeweihter Kapelle am Speyrer Dom stehen, bis der Bannfluch 
aufgehoben wurde; erst 1111 wurde sie beigesetzt. ^ . 
Jener Heinrich aber folgte ihm als Heinrich V. 1106—1125. ^etne 
Regierung war ganz von dem „Juvestiturstreite" ausgefüllt; dieser wurde 
erst durch das Wormser Konkordat (1122) beendigt. Danach fand von 
nun an die Wahl der Bischöfe frei, in Gegenwart des Königs oder lemes 
Vertreters, statt. Der Papst belehnte dann den Gewählten mit Rtttg uno 
Stab und der Kaiser mit dem Scepter. Mit seinem Tode war das salisch- 
fränkische Haus erloschen. 
V. Bilder aus der Zeit-der Staufer. 
(1138-1254.) 
§ 18. Der erste Kreuzzug. 
(1095—1099.) 
1. Wallfahrten nach Jerusalem. Schon frühe war es Sitte bei den Chri- 
sten, zu den heiligen Orten in Palästina zu reisen. Man nannte solche Wanderer 
Pilger (von peregrinus, ital. pellegrino = Fremder) oder Wallfahrer, im 
ihre Zahl wuchs besonders, seit Kaiser Konstantinus mit seiner Mutter Helena 
die heiligen Stätten gereinigt, mit Kirchen und Kapellen überbaut und aus¬ 
geschmückt hatte. Die Pilger trugen lange, einfache Kutten, den muschelbesetzten 
Hut, Tasche, Schärpe, Kreuz und Pilgerstab. Unterwegs fanden sie Gastfreund- 
schaft, und wenn sie heimkamen, so begegnete man ihnen mit Achtung^ denn 
sie erschienen durch das Gebet am heiligen Grabe und durch das Bad im Jordan 
gleichsam geheiligt. Als die Muhammedaner Palästina besetzten, blieben der 
Patriarch und die Christengemeinde zu Jerusalem und auch die Pilger unbelästtgt, 
weil jene in Jesu auch einen Propheten Gottes sahen. Aber nach dem ~tode 
Harun at Raschids (809) und seines Sohnes verfiel das Chalifat in Bagdad 
und geriet immer mehr in Abhängigkeit von dem Oberbefehlshaber der Soldaten. 
Im elften Jahrhunderte nahmen Tnrkomanen, nach einem Führer Seld- 
schukken genannt, welche den Islam angenommen hatten und vom Kaspi- 
und Aralsee vordrangen, fast das ganze Vorderasien in Besitz. Seitdem war 
das griechische Kaiserreich schwer bedroht, und die Christen wurden hart be- 
drückt, mißhandelt, beraubt, ihre Andachten gestört und die heiligen Stätten be-
	        
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