Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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Sohn Heinrichs VI., Friedrich II nach Deutschland. Dieser wurde begeistert 
aufgenommen, und der König von Frankreich besiegte als sein Verbündeter den 
Gegenkaiser Otto, welcher darauf von allen verlassen wurde und wenige Jahre 
später (1218) auf der Harzburg starb. 
§ 22. Friedrich II. von Deutschland. 
(1215-1250.) 
1. Friedrichs II. Persönlichkeit und Anfänge. Friedrich wurde 1215 
zu Aachen gekrönt und allgemein anerkannt. Er war schön gewachsen und ein 
Bild von Kraft und Männlichkeit; dabei war er hochbegabt und fein gebildet; 
er redete sechs Sprachen. Aber als Italiener von Geburt und Erziehung hing 
er mehr an Italien als an Deutschland. Gegen die Kirche verhielt er sich fremd ; 
um so mehr war er der Kunst, der Dichtung und den Wissenschaften ergeben! 
Da er fast nur um seine Erblande, Neapel und Sizilien, besorgt war, 
kam er in seiner langen Regierung nur dreimal nach Deutschland, das er seinem 
jugendlichen Sohne Heinrich als Reichsverweser überließ. Sein glänzender, 
üppiger Hof war ein förmlicher Wallfahrtsort der Sänger, Dichter, Gelehrten 
und Künstler, während in Deutschland die Lehnsfürsten immer trotziger und 
mächtiger wurden. 
Nun hatte er bei der Krönung dem Papste einen Kreuzzug gelobt und 
Zur Ausführung desselben mehrmals Aufschub erhalten. Im Jahre 1227 segelte 
er endlich von Süditalien ab, kehrte aber am dritten Tage wieder heim, weil 
eine Seuche sein Heer befiel, seinen Freund, den Landgrafen Ludwig von 
Thüringen, Gemahl der heiligen Elisabeth, dahinraffte und ihn selbst da¬ 
niederwarf. Der Papst hielt dies aber für Verstellung und bannte ihn. Friedrich 
zog aber, obwohl gebannt, im Jahre 1228 wirklich nach Palästina (fünfter 
Kreuzzug 1228—29), richtete jedoch nicht mehr aus, als daß er durch Ver- 
trag mit dem Sultan vorübergehend Jerusalem, Bethlehem und Nazareth be-- 
fetzte und für sich und feine Nachfolger Krone und Titel eines „Königs von 
Jerusalem" erwarb. Daun eilte er nach Italien, wo die „Schlüsselsoldaten" des 
Papstes in Apnlien eingefallen waren, und zwang den Papst zum Frieden und 
zur Aufhebung des Bannes. Nachdem er seinen Staat geordnet hatte, zog er 
1235 nach Deutschland, wo sich sein Sohu Heinrich empört hatte. Er verzieh 
ihm diesmal; als er aber Verrat und sogar Mord gegen den Vater plante, 
hielt ihn dieser bis zum Tode (1242) im Kerker. Mit den Welfen söhnte er 
sich aus, indem er Otto das Kind, den Enkel Heinrichs des Löwen, mit dem 
Herzogtume Braunschweig-Lüneburg belehnte; auch sicherte er den Landfrieden. 
2. Lombardenkrieg. Die Lombarden, welche sich empört hatten, schlug er 
1237 bei Corte uuova (bei Bergamo) mit Hilfe vou 10000 Sarazenen. Er 
verlangte von ihnen unbedingte Ergebung; aber sie kämpften verzweifelt weiter.
	        
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