Full text: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

44. Gestickte Kaiserdalmatik. (Nach der Zeitschrift für bildende Kunst.) 
Erklärung. Die Dalmatika ist ein geistliches, att 
der Seite offenes Überkleid. Die Kaiserdalmatika, welche 
sich in dem Schatze von St. Peter in Rom befindet, stammt 
aus dem 12. Jahrhundert und wurde seit der Zeit der Ho- 
henstanfen hauptsächlich in der feierlichen Messe getragen, 
welche jedesmal der Kaiserkrönung durch den Papst voran- 
ging. Der Stoff des Gewandes besteht aus dunkelblauer 
Seide, auf welcher die Stickerei mit Gold, Silber und Seide 
in verschiedenartigem Plattstich ausgeführt ist. Das Bild auf 
der vorderen Seite zeigt in einem großen, kreisförmigen 
Felde den geöffneten Himmel mit dem Erlöser, umgeben von 
den Gruppen der Seligen, auf der Rückseite die Verklärung 
des Herrn. Auf den Schultern sieht man die Austeilung des 
heiligen Abendmahles durch Christus, und zwar aus der einen 
die des Brotes, auf der andern die des Weines. Die übrigen 
freien Flächen des Gewandes sind mit Perleuschmuck verziert. 
so entstanden die zwei groß- 
artigen poetischen Volks- 
sagen ^Volksepen), das 
Nibelungen- und das 
G u d r u n l i e d. In kunstge- 
übterer Form dichteten aber 
auch Geistliche und spä- 
ter Ritter, welche die 
Tapferkeit mit der Sanges¬ 
lust zu vereinigen wußten. 
Waren ja einzelne hohen- 
staufische Kaiser selbst 
Dichter, und ihrem Vor- 
bilde gemäß wurde an den 
Höfen die Sangeskunst 
gerne geübt und befördert. 
Berühmt war die Wartburg, 
zur Zeit des Landgrafen 
von Thüringen Hermann 
und seiner Gemahlin Sophie, 
durch die Gastlichkeit und 
„Milde" gegen die Sänger 
(der Sängerkrieg auf der 
Wartburg). Man nennt 
diese von Rittern geübte 
Kunstdichtung deshalb 
auch die ritterliche oder 
höfische Poesie. Die 
gefeiertsten höfischen Dich- 
ter sind Wolfram von 
Eschenbach (Parcival) und 
Gottfried von Straßburg 
(Tristan und Jsolt). Gleich- 
zeitig erreichte die lyrische 
oder Liederd ich tun g, die 
man meist Minnegesang 
hieß, ihre höchste Ausbil¬ 
dung. Man sang von 
allem Hohen und Edcln, 
was das Menschenherz er- 
hebt, in kunstvoll anfge-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.