fullscreen: Sagen und Geschichten aus dem Mittelalter (Teil 2)

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das Kruzifix und ließ die Geliehenen darauf schwören. Danach fand ein präch- 
tiges Krönungsmahl statt. — Rudolf bestätigte auch dem Papste alle früheren 
Schenkungen und gelobte sogar einen Kreuzzug. Diesen führte er aber so wenig 
aus, als den Zug nach Rom zur Kaiserkrönung; denn er fürchtete diese „Löwen- 
höhle", in die soviele Spuren hinein-, aus der aber wenige herausführten. Alle 
Kraft verwandte er vielmehr auf Deutschland, die Sicherung der Ordnung und 
Ruhe im Reiche, wie auf die Mehrung seines Hausbesitzes und damit seiner 
Macht. 
4. Rudolfs Walte» im Reiche. Zunächst bändigte er mit Hilfe der Fürsten 
die Raubritter und Friedensstörer überall im Reiche, indem er ihre Burgen 
brach (in Thüringen 66, in Franken und Schwaben 70 2C,), viele aushängen oder 
köpfen ließ. So brachte er bald wieder Friede und Sicherheit ins Land. Dann 
aber forderte, er auch die unrechtmäßiger Weise eingezogenen Reichsgüter zurück. 
Hierbei hatte er keinen gefährlicheren Gegner als Ottokar von Böhmen, 
der inzwischen Mähren. Österreich, Kärnthen, Kram und Steiermark an sich 
gerissen, seine Herrschaft nach Ungarn und Polen hinein ausgedehnt und den 
Titel „König" angenommen hatte. Zwei Ladungen vor den Reichstag waren 
erfolglos; auf die dritte sandte er gar einen Bischof nach Augsburg, der in 
lateinischer Rede die Giltigkeit der Wahl Rudolfs anfocht. Dieser unterbrach 
ihn, hieß ihn deutsch sprechen und verwies ihn dann aus der Stadt. Ottokar 
wurde geächtet und aller Lehen verlustig erklärt. Als er immer noch widerstrebte, 
beschloß Rudolf einen Reichskrieg gegen ihn. 
5. Rudolf und Ottokar. Der Zug (1276) war freilich unzulänglich; denn 
weder hatte er den Heerbann aufbieten können, noch Geld zum Kriege; aber 
sein Trost, „der Herr werde ihn auch jetzt nicht verlassen", bewährte sich. Denn 
die Österreicher waren der harten Herrschaft Ottokars lange überdrüssig und 
fielen ihm zu. Da zeigte sich dieser zur Unterhandlung geneigt; er mußte alles 
bis auf Böhmen und Mähren, welche Länder er als Lehen bekam, abtreten. 
In prächtigem Aufzuge erschien Ottokar, um den „armen Grafen" zu beschämen, 
in dem Lager des Königs; dieser ließ ihn durch die lange Gasse seiner ge- 
wappneten Ritter vor sich, empfing ihn in seinem alten grauen Wamse und 
der gewöhnlichen Feldausrüstung und belehnte ihn. — Bald griff Ottokar wieder 
zu den Waffen, von Scham und den Stachelreden seiner Gemahlin dazu erregt. 
(Diese ließ ihm nur noch den halben Tisch decken, da er ja nur noch die Hälfte 
seiner Länder besitze.) Rudolf hatte dies vorausgesehen und war in Österreich 
geblieben. Nun trat er ihm auf dem Marchfelde (nördlich von Wien) ent- 
gegen (1278). Die Sturmfahne trug der Hohenzoller Friedrich HI. von Nürnbergs 
den Kampf entschied die große Tapferkeit der Deutschen und Rudolfs, der selbst 
in Lebensgefahr geriet. Ottokar wurde gefangen, von zwei Rittern aus persön- 
licher Rache erschlagen und in Prag beigesetzt. — Auch den Bayernherzog, 
Ottokars Verbündeten, unterwarf er und 1286 den Grafen Eberhard von
	        
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