Full text: Deutsche Geschichte von der Thronbesteigung Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

Erster Abschnitt. Das Zeitalter Friedrichs II. des Großen. 
247 
So behauptete der Staat der Habsburger in dem furchtbaren 
Kriege, der seinen ganzen Bestand bedrohte, seine Stellung unter den 
europäischen Großmächten. Auch das Kaisertum, worauf seine Vorherr- 
schast in Deutschland beruhte, fiel nach dem Tode des Wittelsbachers wieder an 
Osterreich. Zum Nachfolger Karls VII. wurde nämlich der Gemahl Maria 
Theresias gewählt; er regierte als Franz I. von 1745—1765. 
3. Der dritte Schlesische oder der Siebenjährige Krieg. 1756 
a) Rüstungen und Bündnisse. Maria Theresia und Friedrich dachten ^3 
zunächst an keinen neuen Krieg, benutzten aber in gleicher Weise die 
Friedenszeit, um ihre Staaten zu kräftigen und besonders das Heerwesen 
zu verbessern. Den größten Haß erregte das aufstrebende Preußen in 
Rußland, dessen Beherrscherin Elisabeth, eine Tochter Peters des 
Großen, von Friedrich durch bittere Spottreden gekränkt worden war. 
Schon im Jahre 1746 schloß Rußland ein Bündnis mit Österreich gegen 
Preußen, dem auch Sachsen im geheimen beitrat. 
Den Anstoß aber zu einer festen Verbindung der europäischen Mächte 
gab der Kolonialkrieg, welcher in Nordamerika zwischen Frankreich und 
England ausbrach (1755) und fast so lange wie der dritte Schlesische Krieg 
gedauert hat1. England, mit dem deutschen Hannover unter einem Zepter 
vereinigt (S. 224), schloß ein Bündnis mit Preußen; Frank- 
reich, das Jahrhunderte hindurch das Haus Habsburg bekämpft hatte, 
wußte der gewandte Staatsmann Kaunitz für Österreich zu ge- 
Winnen (1756). Der förmliche Beitritt Rußlands zu dem französisch- 
österreichischen Bündnisse erfolgte zu Anfang des nächsten Jahres, als der 
Krieg bereits begonnen hatte. Elisabeth meinte: „Dieser Bösewicht (Fried¬ 
rich II.) soll nicht lange mehr regieren." Auch das Deutsche Reich 
und Schweden traten bald nachher auf die Seite Maria Theresias. 
Sachsen, dessen leitender Minister, der Graf Brühl, unaufhörlich zum 
Kriege gegen Preußen getrieben hatte, vollzog nach dem plötzlichen Einfall 
Friedrichs in fein Gebiet (f. unten) den offenen Anschluß an Österreich, 
b) Die wichtigsten Begebenheiten des Krieges. 
Das Jahr 1756. Lobosih und Pirna. Friedrich war von den 
Plänen seiner Gegner unterrichtet. Deshalb wartete er nicht, bis er in 
1 Es handelte sich um den Besitz des mittleren Teiles von Nord- 
amerika, der heutigen Vereinigten Staaten. Die Franzosen hatten Kolonien 
am unteren Mississippi und am Lorenzstrom. Als sie zwischen diesen eine Ver- 
bindung herzustellen suchten, stießen sie mit den englischen Kolonisten zusammen, 
die von der Küste des Atlantischen Ozeans her nach dem Innern sich ausbreiteten 
(vgl. S. 144). — Um dieselbe Zeit begründete Robert Clive (spr. Kleiw) die eng- 
lische Herrschaft in Ostindien..
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.