Full text: Deutsche Geschichte von der Thronbesteigung Friedrichs des Großen bis zur Gegenwart (Teil 3)

262 Achter Zeitraum. Bis zur Wiederherstellung des Deutschen Reiches. 
eingelaufenen Schriftstücke bringen, die er häufig mit eigenhändigen Rand- 
bemerknngen voll Witz und beißenden Spottes versah. Die Nachmittags- 
stunden widmete er größtenteils der Schriftstellerei. Seine Werke, 
unter denen eines den Siebenjährigen Krieg behandelt, bilden eine stattliche 
Zahl von Bänden. Bei der Abendtafel sah der König zahlreiche Gäste, 
meist Offiziere und Gelehrte, um sich. Die Unterhaltung war ungezwungen. 
Friedrich liebte witzige Bemerkungen und ließ gern seinem eigenen Witz 
und Spott die Zügel schießen. Unter den regelmäßigen Gästen befand 
sich mehrere Jahre hindurch Voltaires 
Im Sommer pflegte der König die Provinzen zu bereisen. 
Dann nahm er alles genau in Augenschein und ließ sich von den Beamten 
über alle Einzelheiten Bericht erstatten. Streng, ja zuweilen herzlos, wo 
es den Vorteil des Staates galt, war er im Verkehr mit den Untertanen 
leutselig, und bald gingen allerlei Anekdoten vom „alten Fritz" um, 
die zum Teil noch heute im Volke lebendig sind. 
Wie sein Vater starb Friedrich an der Wassersucht. Es war in der 
Nacht des 17. August 1786, als er zu Sanssouci in den Armen eines 
Kammerdieners seine Seele aushauchte. Er wurde neben .feinem Vater 
beigesetzt. Da er feine Kinder hatte, so war Friedrich Wilhelm, der 
Sohn seines ältesten, früh gestorbenen Bruders August Wilhelm, der Erbe 
des Thrones. 
F. Preußen beim Tode Friedrichs des Großen. Als Friedrich II. 
starb, hatte der preußische Staat einen Flächeninhalt von ungefähr 
195000 qkm und fast 6 Millionen Einwohner. Das Heer zählte 
200 000 Mann und war trotz einiger Mängel das beste Europas. Die 
Finanzen und die Rechtspflege waren wohlgeordnet. Dagegen lag 
das Schulwesen noch sehr im argen. Die Bildung und Gesittung des 
Volkes wurden von Frankreich her und durch die von Friedrich begünstigten 
französischen Beamten und Gelehrten stark beeinflußt. Religiöse Gleich- 
gültigkeit (Jndifferentismus) und Sittenlosigkeit nahmen daher, 
besonders in Berlin, überhand. 
Der Wohlstand des Landes, dessen Fortschritt durch den Sieben- 
jährigen Krieg unterbrochen worden war, hatte einen deutlich erkennbaren 
Aufschwung genommen. Namentlich war der Reichtum der Städte 
gestiegen und ein wohlhabendes Bürgertum erblüht. 
1 Vgl. das Bild „Tafelrunde" von Adolf Menzel (f 1905), der wie kein 
zweiter Maler die Person und die Zeit Friedrichs des Großen in zahlreichen Bildern 
meisterhaft dargestellt hat.
	        
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