Die Götter der Griechen. Das Heroenzeitalter.
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Hades (eig. A'ides — der Unsichtbare) oder Pluto (lat. Dis — der
Reiche), ein Bruder des Zeus, der Gott der Unterwelt uud Beherrscher des Toten-
reiches, an dessen Eingang der dreiköpfige Höllenhund Cerberus Wache hält.
Persephöne (Proserplna), die Gattin des Hades, der sie ihrer
Mutter Demeter geraubt hat.
Dionysus oder B a k ch u s (Liber), der Gott des Weines. In seinem
Gefolge befinden sich sein Erzieher Silenus, der Wald- und Hirtengott
Pan und die wild rasenden Bakchantinnen. Heilig sind ihm der
Efeu und der Weinstock.
Die Götter führen auf dem Olymp ein ewiges, freudenvolles Da-
sein; sie nähren sich von Ambrosia und Nektar. Alle sind Unter-
gebene des Zeus, der selbst wiederum von der Moira (Fatum), dem
unerbittlichen Schicksale, abhängt. Dieses bestimmt auch den Lebensgang
des einzelnen Menschen. In späterer Zeit nahm man drei Moiren
(Klotho, Lachesis, Atröpos) an, die wir gewöhnlich mit dem römischen
Namen Parzen bezeichnen.
Ihren Willen offenbaren die Götter dem Menschen teils durch Vor-
zeichen (Blitz, Vogelflug), teils durch Träume und Orakel (s. oben).
Die Verehrung der Götter bekundeten die Griechen durch Gebet,
Opfer und Darbringung von Weihegeschenken, in späterer Zeit auch durch
Errichtung von Tempeln und Bildsäulen. Besonders feierlich und nur den
Eingeweihten zugänglich war der Dienst der Demeter in Eleusis (nord¬
westlich von Athen): die sog. Eleusinischen Mysterien. Durch sie
wurde der Glaube an die Unsterblichkeit der Seele und eine Vergeltung
nach dem Tode wach erhalten: die Guten gelangten in das Elysium,
die Inseln der Seligen, während die Bösen in den finftern Tartarus
geschleudert wurden Das Sittengericht über die Verstorbenen ruhte in
den Händen der drei Totenrichter Minos, Ääkus, Rhadamanthys.
4. Jas Keroenzeitatter.
Die älteste Zeit bis zur dorischen Wanderung (S. 17) pflegt man das Heroen-
oder Heldenzeitalter zu nennen. Die Heroen nehmen eine Mittelstellung zwischen
den Göttern und den Menschen ein (Halbgötter). Sie sind, ähnlich wie die Helden
der deutschen Sage (Siegsried, Dietrich von Bern usw.), teils vermenschlichte
Götter l Naturkräfte), teils vergötterte Menschen, d. h. geschichtliche Gestalten, die
den später Lebenden als Menschen höherer Art, mit größerer Schönheit, Stärke
und Tapferkeit begabt, erschienen.
1 Bei Homer werden nur einzelne Lieblinge der Götter lebend in das Elyfium
(— Land des Hingangs) entrückt, während die meisten Menschen nach ihrem Tode
als kraftlose Schatten im Reiche des Hades fortleben.