Full text: Hilfsbuch für den Unterricht in der alten Geschichte

Das Heroenzeitalter. 
13 
In einem Engpaß begegnete er dem in einem Wagen sitzenden LaZus. Es kam 
zu einem Wortstreite, in welchem Ödipus den ihm unbekannten Vater erschlug 
(vgl. Hildebrand und Hadubrand). Auf seiner weiteren Reise löste er das Rätsel 
der Sphinx (— Würgerin) und befreite dadurch die Thebaner von einer 
schrecklichen Plage. Zum Lohne erhielt er die Herrschaft über die Stadt und 
dazu die Hand der Königin, seiner eigenen Mutter. 
So war das Orakel erfüllt, ohne daß Ödipus eine Ahnung davon hatte. 
Als endlich bei einer von den Göttern gesendeten Seuche durch den blinden Seher 
Tiresias die Aufklärung erfolgte, nahm Jokaste sich in ihrer Verzweiflung das 
Leben, während ihr unglücklicher Sohn und Gatte sich die Augen ausstach. Die 
Söhne der beiden, Eteökles und Polynices, stießen den Vater ins Elend 
und luden dadurch einen schweren Fluch aus sich. Seine Tochter Antigene 
begleitete den Ödipus in die Verbannung. Nach einer langen, entbehrungsreichen 
Wanderung kamen sie in das gastliche Attika, wo der König Theseus ihnen 
freundliche Aufnahme gewährte, bis Ödipus, durch seine Leiden gereinigt und 
mit der Gottheit versöhnt, in die Unterwelt hinabstieg. 
Zwischen E te o kl es und Po ly nie es entbrannte ein heftiger Thronstreit, 
aus dem der erstere als Sieger hervorging. Polynices flüchtete nach dem Pelo- 
ponnes, um Bundesgenossen zu werben. Er gewann den König Adrastus 
von Argos und noch fünf andere Helden für sich. So begann denn der 
Zug der Sieben gegen Theben. Alle, mit Ausnahme des Adrastus, 
kamen um; Eteokles und Polynices töteten sich gegenseitig im Zweikampfe. Als 
nun der neue König Kreon dem Polynices die Ehre der Bestattung ver- 
weigerte, trat Antigene für den toten Bruder ein und bedeckte feinen Leichnam 
mit Erde, damit feine Seele Ruhe finde. Sie wurde dabei ertappt und 
lebendig begraben. 
Zehn Jahre fpäter unternahmen die Epigonen, d. h. die Nachkommen 
(der Sieben), einen neuen Zug gegen Theben, eroberten die Stadt und kehrten 
mit Beule beladen heim. 
d) Der trojanische Krieg (1194—1184'?). Die Stadt Tr 0 ja ober 
Jliurn, beren Trümmerstätte in neuester Zeit von ben deutschen Forschern 
Schliemann (S. 6) unb Dörpfelb 1 auf bem Hügel von Hiffarlik (tiirk. Afarlyk 
— Trümmerstätte) aufgefunden würbe, lag in ber nordwestlichen Ecke Kleinasiens, 
4 km vom Meere, in fruchtbarer Ebene, hoch überragt von ber festen Burg 
Pergämus. Sie war ber Sitz eines stolzen Herrschergeschlechtes, bas seine 
Herkunft von ben Göttern ableitete. Sein Sturz erfolgte nach ber Sage burch 
einen zehnjährigen Krieg ber unter ber Führung bes Agamemnon geeinigten 
Griechen. Kein Ereignis hat ben griechischen Dichtern reicheren Stoff geboten; 
aber nur bie beiden herrlichen Werke bes Homer (um 800 v. Ehr.?), Jlias 
und Odyssee, sind uns erhalten geblieben. 
1 Die Sammlung der von ihm gefundenen Altertümer (Vasen, Becher, Geräte 
aus Stein und Bronze, Waffen, Armbänder usw.) hat Schliemann dem Deutschen 
Reiche zum Geschenk gemacht (1881); sie befindet sich jetzt in Berlin. — Nach 
Dorstfeld ist von den neun übereinander liegenden Trümmerfchichten menschlicher 
Ansiedlungen die sechste (von unten) das Homerische Troja, gleichzeitig 
mit den Burgen von Tirhns und Mycene (S. 6); die unterste weist in das 4. Jahr¬ 
tausend v. Chr.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.